Christchurch - Queenstown

30. März

 

Nachmittags um drei komme ich ziemlich geschafft wegen der schlaflosen Nacht auf dem Flughafen Brisbane in Christchurch an. Während der Busfahrt zum Campingplatz in einem Vorort halte ich Ausschau nach Erdbebenschäden. Ich entdecke auch eine Kirche von der nur noch wenige Mauerreste stehen und bei einer anderen steht der Kirchturm neben der Kirche. Es scheint so, als ob nur alte Gebäude betroffen sind.

 

Bei einem Besuch der Innenstadt sehe ich aber die wahren Ausmaße. Der Großeil des Zentrums ist abgeriegelt, selbst moderne Gebäude, die unbeschädigt scheinen, sind leergeräumt und die meisten Straßen sind gesperrt. Nur in einer Straße herrscht reges Leben. Läden, Cafes, bummelnde Menechen und Straßenmusiker erwecken den Eindruck einer heilen Welt, doch auf den zweiten Blick sieht man dass hier nur große Container aufgestellt und eingerichtet worden sind. Es wird wohl noch Jahrzehnte dauern bis alle Spuren beseitigt sind.

 

Zwei Tage darauf fahre ich mir dem Bus nach Tekapo am gleichnamigen See. Das Wetter ist traumhaft und ich mache gleich eine kleine Tour auf den nahegelegenen Mt. John. Dort hatten früher die Amerikaner einen Stützpunkt zur Beobachtung der Satelltenbewegungen, heute unterhält eine englische Universität dort ein Observatorium. Mich aber fasziniert der See, dessen Gletscherwasser in vielen Blau- und Türkistönen leuchtet.

Tags darauf will ich mit dem Bus nach Wanaka fahren, muss aber feststellen, dass der nur nach Queenstown fährt. Also lande ich in Queenstown, der Stadt, die den Touristen jeden nur denkbaren Nervenkitzel bietet. Bungy Jumping, Jetboot fahren, Rafting und vieles mehr. Entsprechend lebhaft geht es in dem Städtchen auch zu. Mich aber zieht es, wie immer, hinaus in die Natur und ich organisere eine sechstägige Tour. Für den Routeburn Track muss ich die Hüttenübernachtungen buchen, für die Hütten auf dem anschließenden Greenstone Track brauche ich Tickets, Hin- und Rückfahrt sind zu buchen und dann brauche ich natürlich Verpflegung. Es wird sechs Tage Kaffee, Müsli und viele Nudeln geben.

Routeburn und Greenstone Track

5. April

 Freitagvormittag geht es los, leider ist der Himmel wolkenverhangen und ab und zu nieselt es. Es wird eindeutig Herbst, auch wenn man es nicht sehen kann, denn hier im Nationalpark wachsen nur wenige Bäume die im Herbst ihre Blätter verlieren. Bei einer kurzen Rast an einem Fluß treffe ich Belen aus Spanien wieder, die im Bus neben mir gesessen war und gemeinsam geht es weiter. Dann schließen sich uns noch Soon Jae und Ted aus den USA an und so erreichen wir nach rund vier Stunden die Routeburn Falls Hut auf 1000 m Höhe mit einer traumhaften Aussicht, denn die Wolken haben sich inzwischen verzogen. Die "Hütte" hat drei Schlafräume mir je 24 Betten, Toiletten mit Wasserspülung und in einem separaten Gebäude ist ein riesiger Aufenthalts - und Kochraum mit Holzofen, der eine angenehme Wärme verbreitet. Daneben steht ein weiteres großes Gebäude das den Teilnehmern von geführten Touren vorbehalten ist. Die Übernachtungen in diesen DOC Hütten schlagen dann auch mit umgerechnet rund 35 Euro zu Buche.

Nach einer kalten Nacht mit knapp über Null Grad machen wir uns zu viert auf den Weg Richtung Harris Saddle auf 1200 m Höhe. Von dort aus wollen Ted, Soon Jae und ich auf den nahegelegenen Conical Hill gehen, der angeblich eine tolle Rundumsicht bietet. Ted kehrt auf halber Strecke um, da ihm der Weg zu eisig ist, doch Soon Jea mit seinen siebzig Jahren marschiert tapfer weiter. Zu zweit kommen wir dann auf dem Gipfel an, wo uns Marco aus dem Raum Stuttgart mit einem freundlichen "Hallo" begrüßt. Der Himmel ist blau und die Aussicht entsprechend herrlich.

 Anschließend geht es weiter am Lake Harris vorbei und nach rund acht Stunden erreichen wir die an einem See liegende Mackenzie Hut. Da wir hungrig sind, geht es erst mal in die Küche. Belen belegt sich ein paar Brote. Ich erhitze einen viertel Liter Wasser, kippe ein Päckchen Pasta mit Käsesauce hinein, lasse es zehn Minuten köcheln und genieße. Soon Jae hat für sich und Ted schon zu Hause vorgekocht und die Mahlzeiten dehydriert. Jetzt füllen sie nur ein paar Löffel davon in ein Plastiktütchen, gießen heißes Wasser auf, warten fünf Minuten und die Mahlzeit ist fertig. Auch ganz interessant.

 Der Sonntag ist ein ganz lockerer Wandertag denn der Weg zieht sich zumeist an den Berghängen entlang Richtung Howden Hut, in der ich übernachten werde, während die anderen drei noch eine Stunde weiter marschieren müssen bis zur Straße, von wo sie mit dem Bus nach Te Anau fahren werden.

Am Montag vormittag gehe ich nach einem gemütlichen Frühstück ebenfalls bis zur Straße, fahre dann aber mit dem Bus zum Milford Sound, den ich noch nicht gesehen habe. Schon die Anfahrt durch die tiefen, von Gletschern geformten Täler ist eindrucksvoll. Und dann sehe ich den von vielen Fotos bekannten Mitre Peak, dessen Flanken erst tief unter der Wasseroberfläche enden. Bei der Rundfahrt mit dem Schiff bekommen wir auch zwei kleine Robbenkolonien zu sehen sowie Mollymawks, das ist eine etwas kleinere Albatrossart.

Nachmittags um drei setzt mich der Bus wieder ab, ich marschiere zügig zur Howden Hut um meinen Rucksack zu holen und dann geht es genauso zügig weiter Richtung Keller Hut, denn ich will noch vor Einbruch der Dunkelheit um sieben dort sein. Ich treffe um sechs Uhr ein und stelle erfreut fest, dass Kim aus England und Anna aus Frankfurt schon fleißig am Einheizen sind. In diesen kleineren Hütten auf dem Greenstone Track gibt es Anrichten und Spültische aber keine Kochstellen. Die kleine Campingausrüstung ist also gefragt, doch bei meiner spartanischen Kocherei ist das kein Problem. Die Mädels schauen sich abends noch einen Film auf dem Laptop an, ich ziehe mich in meinen " Bunkroom" zurück.

 Dafür bin ich am nächsten Morgen früher fertig und marschiere alleine los. Der Weg, auf dem die Maori früher Richtung Küste gezogen sind um dort ihr "Pounamu" ( Jade ) zu holen, führt jetzt durch weite Täler Richtung Wakatipu See. Teilweise geht es durch Buschland, aber immer öfter auch durch Viehweiden auf denen ganz verstreut kleine Herden weiden. Nach sechs Stunden erreiche ich die Greestone Hut, die schön in der Sonne am Hang liegt. Weil es so sonnig und warm ist, gönne ich mir hinter der Hütte bei den Waschbecken eine Flaschendusche. Das Wasser ist zwar ordentlich kalt, aber nach vier Tagen ohne Dusche nehme ich das gerne in kauf. Nur dass die Sonne innerhalb von Minuten hinter einem Berggipfel verschwunden ist und ich jetzt im Schatten stehe ist nicht so toll.

 Da hilft nur eins: Holz sammeln und einheizen. Als Anna und Kim eintreffen brennt das Feuer schon im Kanonenofen.

 Am Mittwoch heißt es pünktlich um acht loszulaufen, damit wir den Bus um zwölf am Ende des Tracks erreichen. Die Unterhaltung auf diesen vier Wegstunden dreht sich eigentlich hauptsächlich um das gute Essen, das uns die nächsten Tage erwartet.

 Da der Bus uns dann nur bis Glenorchy fährt, wo wir zwei Stunden auf Anschluss warten müssen, gönnen wir uns hier gleich mal so ein Highlight der Zivilisation. Drei riesige Portionen Fish'n Chips werden uns serviert und wir lassen keinen Krümel übrig.