Kota Kinabalu, Sandakan und Sukau

Die Wetterprognosen für Borneo mit den dunklen Wolkenbildchen und den daraus fallenden Tropfen beobachte ich seit Laos immer wieder mit Mißfallen, aber mein Entschluss steht fest. Ich fliege trotzdem hin.
13.Januar:

So ist meine Verwunderung auch nicht groß, als der Pilot eine halbe Stunde vor der geplanten Landung in Kota Kinabalu ankündigt, dass er wegen heftigen Regens über der Stadt noch eine Weile kreisen müsse.
Beim Aussteigen aus dem Flugzeug empfängt uns dann noch leichter Nieselregen und drückend schwüle Luft.
Die anschließende Taxifahrt in einem SUV und mit Tempo 80 auf der Stadtautobahn macht mir gleich bewußt, dass ich der beschaulichen Welt des anderen Asiens mit Tuk Tuks, Mopeds und  gemächlichen Holperfahrten nun den Rücken gekehrt habe.
Kota Kinabalu entpuppt sich als eine Stadt ohne besonderen Charakter mit den typischen Zweckbauten der Nachkriegszeit. Dazu muss man wissen, dass die Stadt vor dem zweiten Weltkrieg noch Jesselton hieß und unter der Verwaltung einer britischen Handelscompanie stand. Im Jahr 1941 besetzten die Japaner unter anderem auch Jesselton das dann zum Kriegsende hin von den Alliierten bis auf drei Häuser vollständig zerbombt wurde.
Aber nicht wegen der Stadt bin ich hergekommen, sondern wegen dem Mt. Kinabalu, der der neuerrichteten Stadt den Namen gegeben hat und höchster Berg Malaysias ist. Mit einer zweitägigen Tour lässt er sich angeblich leicht besteigen und mit dem entsprechenden Timing soll man auf dem Gipfel einen wunderbaren Sonnenaufgang genießen können. Vielleicht klappt ja mein dritter Anlauf mit dem Sonnenaufgang, nachdem in Poon Hill und Angkor Wat der Himmel wolkenverhangen war.
Doch ein Tag ist so grau wie der andere, von den täglichen Regenschauern ganz zu schweigen. Also wird der Berg vorerst mal quasi auf Eis gelegt und ich fahre mit dem Bus nach Sandakan.

17.Januar:
Der erste Europäer der hier siedelte, war ein schottischer Waffenschmuggler. Er gab dem Ort den Namen Sandakan. Als dann Deutsche Siedler hier Stützpunkte errichteten, wurde der Ort "Kampung German" genannt. 1879 wurde die Ansiedelung allerdings vollständig durch einen Brand zerstört.
Heute bietet Sandakan ein ähnliches Bild wie Kota Kinabalu. Neben den vielen, oft ein wenig heruntergekommenen Geschäfts- und Wohnhäusern beherrschen einige große und neue Gebäude mit Banken und Einkaufszentren das Stadtbild.
Rund 20 km Außerhalb von Sandakan liegt Sepilok, wo es ein "Orang Utan Rehabilitation Center" und ein "Rainforest Discovery Center" gibt. Da mein Schnupfen, den ich vermutlich den allgegenwärtigen Klimaanlagen und Ventilatoren zu verdanken habe, wieder abklingt fahre ich für einen Tag zu diesen beiden Einrichtungen.
 Das "Orang Utan Rehabilitationszentrum" ist eine Aufzuchtstation für verwaiste Orang Utan Babys, mit Veterinärstation und einem 43 qkm großen Regenwaldgebiet wo die Jungtiere für die Auswilderung vorbereitet werden sollen.
Als Nahrungsergänzung erhalten die auf dem Gelände lebenden Orangs zweimal täglich Obst und Milch auf einer Plattform angeboten, wo sie dann auch beobachtet werden können.
Es ist faszinierend anzusehen, wie sie dann auch nach uns nach gemütlich aus dem Dickicht heraushangeln, sich auf der Plattform niederlassen um sich das Essen schmecken zu lassen. Im Hintergrund wartet derweil schon eine Horde Makaken um auch noch etwas zu erhaschen.
In der Zeit bis zur zweiten Fütterung mache ich einen Spaziergang zum "Rainforest Center", wo es neben vielen Pfaden duech den Regenwald auch einen Baumwipfelpfad sowie ein Informationszentrum mit viel Interessantem zum Regenwald gibt.

 

Bis zum Wochenende sind noch starke Regenfälle vorhergesagt, dann soll es etwas besser werden. Tatsächlich regnet es dann am Sonntag auch nur einmal, nämlich von morgens bis abends. Viel Zeit zum Rucksackpacken, denn am Montag will ich weiter nach Sukau, das am Kinabatangan liegt. Der Fluss ist bekannt dafür, dass es an den Ufern viele Tiere zu beobachten gibt und Ausgangspunkt für Bootstouren ist Sukau

21. Januar: Die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dorthin ist wieder mal nicht ganz einfach, aber nach sechs Stunden, die letzten Kilometer als Beifahrer mit zwei Rucksäcken auf dem Moped eines Einheimischen, sind die 135 Kilometer doch geschafft. Aber das Beste ist: die Sonne scheint!
Also schließe ich mich gleich der nächstmöglichen Bootstour an, die um 16 Uhr startet und zwei Stunden dauert. Wir, Bootsführer, Guide, ein Paar aus Holland und ich, bekommen auch jede Menge Makaken und Nasenaffen, die sich auf den Bäumen am Ufer aufhalten, zu Gesicht. Außerdem sehen wir verschiedene Arten von Hornbills, Reiher und Fischadler, nicht zu vergessen die üppige Ufervegetation, bis wir am Ende der Tour auf eine Palmölplantage stoßen.
Abends um acht Uhr mache ich gleich noch eine weitere Tour mit. Der Bootsführer leuchtet mir seiner starken Taschenlampe das Ufergebüsch ab und hat auch schon nach wenigen Minuten eine Fischeule entdeckt, die wir ganz aus der Nähe betrachten können. Später sehen wir noch eine ganze Anzahl von Kingfishern (Eisvögel) die im Scheinwerferlicht ganz ruhig verharren.

Die vorhin erwähnten Palmölplantagen sind hier allgegenwärtig und der Regenwald entlang des Flusses ist vermutlich nur wenige hundert Meter breit. Spaziergänge in der Umgebung des Dorfes führen unweigerlich durch diese Plantagen und machen deutlich, wie trostlos solche Monokulturen sind. Auf Grund der wachsenden Nachfrage nach Palmöl wird sicher auch in Zukunft noch viel Regenwald abgeholzt werden. Europa ist einer der größten Abnehmer von Palmöl und angeblich ist es in jedem zweiten Supermarktartikel zu finden.
Für viele Menschen ist der Palmölanbau sicher zur Existenzgrundlage geworden. Andere wiederum, vor allem die Ureinwohner und natürlich viele Tiere sind dadurch in ihrer Existenz bedroht.

Wer ein wenig mehr über das Thema erfahren möchte, hier sind ein paar Links unter denen viel Neues und Wissenswertes zum Thema zu finden ist:
(Links zum Oeffnen bitte kopieren und in die Adresszeile des Browsers einfuegen)
http://www.faszination-regenwald.de/info-center/zerstoerung/palmoel.htm
http://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel/
http://www.regenwald.org/themen/palmoel

http://www.swissinfo.ch/ger/gesellschaft/Bruno_Manser:_Auch_nach_10_Jahren_fehlt_jede_Spur.html?cid=8434584