Die ersten Tage in Kathmandu

 

Es ist circa 12 Uhr Ortszeit als mein Flieger am Flughafen Tribhuvan in Kathmandu landet und damit liegen ziemlich genau zwanzig Stunden Reisezeit hinter mir. Ich bin reichlich müde und jetzt wartet wohl noch der letzte Kraftakt auf mich.

Der Ablauf in der Ankunftshalle hier ist immer ziemlich chaotisch und langwierig wenn sich hunderte von Ankommenden vor den verschiedenen Schaltern drängen und man wird von einen zum andern geschickt. Aber - heute ist es ganz ruhig hier, an den Automaten zur Bezahlung des Online - Visums stehen kleine Gruppen und die Wege zur Passkontrolle sind abgesteckt. Da bin ich jetzt im Vorteil, denn mein Visum habe ich schon in Deutschland bekommen und auch bezahlt, also bin ich einer der ersten der die Kontrolle passiert. Ein Stockwerk tiefer erfolgt jetzt noch die Kontrolle des Handgepäcks deren Sinn sich mir aber immer noch nicht erschließt.

In der Gepäckausgabe heißt zwar geduldig zu sein aber nach einer halben Stunde ist auch das erledigt. Durch einen neuen langen und schön gestalteten Gang geht es dann zum Ausgang.

Die Corona-Zeit ohne Touristen ist anscheinend für viele Verbesserungen genutzt worden und so entspannt war das Auschecken hier noch nie.

 

Diesen Eindruck habe ich dann auch als ich im Hotel "Green Horizon" ankomme das ich seit Jahren kenne. Ramesh hat es vor ca vier Jahren als Pächter übernommen und jetzt in der Coronazeit renoviert und vor allem den Außenbereich neu gestaltet.

Auch in den Straßen der Umgebung sind ganze Häuserblocks abgerissen worden und neue werden gebaut. Ob der eigentlich immer recht ursprünglich wirkende Stadtteil Thamel dadurch schöner wird ist eine andere Frage. Aber Menschen die vom Tourismus leben setzen da wohl andere Schwerpunkte.

Die erste Woche hier habe ich freigehalten zum "Ankommen", für Treffen mit Patenkindern, Freunden und zur Planung. Mandhoj aus Amalbas ist gerade für ein paar Tage in Kathmandu. Ich treffe ihn in der Wohnung seines Sohnes Shyam, der als Trekkingguide unterwegs ist, dann aber abends auch noch eintrifft. 
Am Mittwoch kommt Krishna von einer Trekkingtour zurück und später trifft auch Ramesh aus Baseri ein. Er ist dort gerade von seiner Partei zum Kandidaten für das Bürgermeisteramt ernannt worden und hofft natürlich in zwei Wochen dann auch gewählt zu werden. Mit Krishna plane ich nächste Woche mit dem Bus nach Ghorka zu fahren, von dort gehen wir nach Lamagoan zu seiner Familie und dann machen wir uns auf den Weg nach Baseri.

Vor meiner Abreise hat mein Freund Hermann bei mir angefragt ob ich eventuell seiner Freundin Uschi einen Gefallen erweisen könnte. Uschi ist Ärztin und reist in dieser Eigenschaft jährlich zweimal nach Nepal ( näheres auf ihrer Webseite : https://nepalmedicalsupport-ev.de/uschi-muench.html). Ihr Reisetermin ist ein paar Tage vor meinem, doch wegen eines gebrochenen Handgelenks kann sie nicht so viel an medizinischem Material mitnehmen wie geplant. Deswegen kam die Bitte, ob es mir möglich wäre noch etwas zusätzliches Gepäck mitzunehmen. Bei 30 kg Freigepäck hatte ich natürlich noch viel Spielraum und jetzt warten diese zehn Kilo Sanitätsmaterial noch auf Abholung.
Am Donnerstag treffe ich mich mit Uschi und wir haben uns dann auch viel zu erzählen über unsere Aktionen in Nepal.

Muttertag ist hier am 30. April und die Tradition ist ähnlich wie bei uns. Die Kinder besorgen ein Geschenk für ihre Mutter und wenn möglich wird sie auch besucht. Mein Patenkind Manisha hat ihrer Mutter einen Sari gekauft, aber da sie studiert und nebenzu noch arbeitet kann sie nicht nach Baseri zur Familie reisen. Ich werde ihr Geschenk mitnehmen müssen.

Gauri besucht ihre Familie hier in Kathmandu und ich begleite sie. Von Großmutter bis Urenkelin sitzen mehrere Generationen zusammen und genießen eine lebhafte Unterhaltung - von der ich natürlich nichts verstehe. Gegessen wird erst abends, aber so lange gedenke ich nicht zu bleiben. Aber Gundan, die jüngste, hat Appetit auf Pani Puri und so gehen wir in einen kleinen Imbiss eine Straße weiter. Pani Puri ist ein Snack der sich aus zwei Teilen zusammen setzt. Puri sind runde, Höhle und frittierte Teigbällchen die mit einem Loch versehen werden in das ein Mix aus Kartoffeln und Gemüse gefüllt wird. Dazu gibt es einen Krug mit Pani, einer wässrigen scharfen Flüssigkeit. Zum Essen wird die Kugel mit der Flüssigkeit gefüllt und muss dann am Stück in den Mund geschoben werden. Das was bei uns Süßigkeiten für Kinder sind, ist hier Pani Puri. Scharfe oder saure Leckereien sind meist beliebter als Süßes. Letztendlich haben wir dann zu dritt etliche Teller davon verputzt - den Löwenanteil davon Gundan.

Morgen werde ich meine sieben Sachen packen um dann am Dienstag in aller Früh mit Krishna nach Lamagoan zu fahren. Dort wollen wir ein paar Tage bei seiner Familie bleiben und dann nach Baseri wandern. Das heißt dass es wohl die nächsten zwei Wochen kein Update geben wird, es sei denn, in Baseri ist Internet verfügbar.