Schule in Baseri

23. Oktober - 8. November     Ankunft in Baseri 

 

Die Strecke von Kathmandu nach Baseri ist an und für sich ein Katzensprung großes gerade mal 150 km. Die ersten 100 km sind für hiesige Verhältnisse auch Ruckzuck in 5 Stunden zurückgelegt. Doch dann wirds ernst, denn in Dhading heißt es Umsteigen in einen hochbeinigen, geländetauglichen Bus und für die nächsten 45 km bis Budhatum brauchen wir wieder 5 Stunden. In Budhatum verkündet der Fahrer, dass er bis Baseri weiterfahren wird, was wegen der Straßenverhältnisse nicht ganz selbstverständlich ist. Doch schon nach einem Kilometer ist Schluss, der Bus steckt an einer Steigung fest und nach 20 Minuten gibt der Fahrer seine Bemühungen, doch noch weiterzukommen auf. Zu Fuß erreiche ich dann zwei Stunden später bei Dunkelheit Baseri.

Bahini und Dhai empfangen mich freudig und zuerst gibt es einen Milchreis, übrigens immer mit Büffelmilch, und später dann noch Dhal Bhat, wie es mir in den nächsten zweieinhalb Wochen täglich zweimal serviert werden wird.

Nachdem Manish, der Enkel der mir immer mit dolmetschen behilflich war, nicht mehr im Haus ist, bin ich auf meine paar Brocken Nepali angewiesen wenn wir uns unterhalten wollen. Aber selbst damit komme ich manchmal nicht weit. Zum Beispiel kann ich Bahini vor jeder Mahlzeit in meinem besten Nepali sagen, dass sie mir nur eine kleine Portion geben soll. Der Teller ist trotzdem immer randvoll gefüllt und dann gibt's obendrein noch eine Schale Büffelmilch und eine Banane. Wenn ich ihr dann sage, dass sie stur sei, findet sie das total lustig.

Etwas überraschend sind die nächsten zwei Tage schulfrei wegen eines religiösen Festes im südlichen Nepal und dann ist Samstag, also Feiertag. Den ersten freien Tag nutze ich um die Schule zu besichtigen, denn inzwischen gibt es neue Gebäude dort. Zwei Flachbauten beherbergen je zwei Klassenzimmer und zwei kleine Gebäude die Schüler - bzw Lehrertoiletten. Ich treffe dort auch den Vorsitzenden der Schulgemeinde der mir die Klasszimmer zeigt und gleich erklärt, dass hier noch Mobiliar fehlt. Am nächsten Tag holt mich überraschend der neu gewählte Bürgermeister der Gemeinde zu einem Gespräch in seinem Büro ab. Er erzählt mir ausführlich über seine Vorhaben um die Gemeinde voranzubringen: Straßenbau, Elektrifizierung, Schulhaus aus, Internet und auch die medizinische Versorgung soll verbessert werden. Auch er, sowie später der neue Schulleiter, sind der Meinung dass augenblicklich Schulbänke an erster Stelle der Wunschliste stehen.

 

Die Computer werden wohl noch warten müssen, denn mit nur zwei oder drei Geräten für die ich das Geld hätte ist eh nichts anzufangen.

Die Schule in Baseri

Am Sonntag, meinem ersten Schultag in Baseri, werde ich von den altbekannten Kollegen freudig begrüßt. Seit meinem letzten Besuch hier hat sich das Kollegium bis auf eine neue Lehrerin nicht verändert. Allerdings ist der Schulleiter wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten durch einen Kollegen ersetzt worden.

Wie so oft fehlt allerdings auch heute einer der Lehrer und so heißt es gleich: "Du kannst in der Klasse 10 Englischunterricht geben." Als ich das Klassenzimmer betrete bin ich überrascht nur 5 Schülerinnen anzutreffen, denn die Klasse müsste meines Wissens größer sein. Und so ist es auch, der andere Teil der Klasse hat nebenan Fachunterricht. So wie Schüler überall sind auch diese Mädchen hier für jede Abwechslung dankbar und außerdem wissen sie, dass mein Unterricht nicht so streng an das Schulbuch gebunden ist. Wenn möglich versuche ich jedem Schüler einen Sprechanlass zu geben und hier ist das natürlich ganz einfach. In großen Klassen dagegen merkt man dann recht schnell dass sich manche Schüler wohl erfolgreich um jegliche mündliche Beteiligung gedrückt haben. Dann wird selbst das Nachsprechen einfacher Sätze zur Geduldsprobe. Möglichst viele oder gar alle am Unterricht aktiv zu beteiligen ist am ehesten mit Spielen zu erreichen und daher habe ich mir eine Liste mit Spielen für den Englischunterricht zurechtgelegt und da spielen im Unterricht den Kindern neu sind, machen sie auch begeistert mit.  Diese Liste und noch weitere Vorschläge habe ich für alle Englischlehrer kopiert in der Hoffnung, dass sie vermehrt versuchen, die Schüler aktiv am Unterricht teilhaben zu lassen. Auch eine Anzahl von CDs mit englischen Kindergeschichten habe ich den Lehrern mitgebracht.

Die Strommasten samt Leitungen zum Dorf habe ich schon bei meinem letzten Aufenthalt gesehen, doch Strom fließt erst seit ein paar Monaten. Mit der Elektrizität haben auch Satellitenschüssel und Fernseher ins Dorf Einzug gehalten. Rajendra, der stellvertretende Schulleiter der gleich im nächsten Haus wohnt, hat als einziger in der näheren Umgebung einen Fernseher und abends versammelt sich bei ihm oft die ganze Nachbarschaft. Auch in der Schule ist gerade ein Elektriker damit beschäftigt Leitungen für Lampen und Steckdosen zu verlegen. Aber der Weg zu einem Computerraum mit PCs für die Schüler ist vermutlich doch noch weit und so werde ich, nach meiner Rückkehr nach Kathmandu, Ramesh bitten weitere Schulbänke anfertigen zu lassen. Wie viele es werden können wird sich zeigen, wenn ich den Büchereinkauf für Bhimkhori erledigt habe. Rund 15 Garnituren zu je 60 Euro sollten möglich sein, denn das Spendenkonto weist 1400 Euro auf. 

An dieser Stelle nochmals ein ganz herzliches Dankeschön an alle Spender.

Zahnputzaktion

Vor meiner Abreise nach Baseri habe ich in Kathmandu ganz überraschend Josep Carrizo aus Barcelona wieder getroffen. Auch er war 2015 nach dem Erdbeben nach Nepal gekommen um auf privater Basis Hilfe zu leisten. Als junger Unternehmer im IT Bereich hat er von Kunden und Geschäftspartnern Spenden gesammelt um im Langtang den Bau von Wasserleitungen zu unterstützen. Er ist ebenfalls wieder mit weiteren Spendengeldern hier und hat von einem Sponsor außerdem noch eine Tasche voll mit Kinderzahnbürsten plus Zahnpasta mitgebracht. Spontan hat er mir davon eine für zwei Klassen ausreichende Anzahl nach Baseri mitgegeben. Gemeinsam mit Lehrern der Grundschule überrasche ich die Kinder mit den Zahnbürsten und die Lehrer weisen sie in den richtigen Gebrauch von Bürste und Zahnpasta ein. Die Kinder versuchen eifrig ihre Zähne richtig zu putzen und zum Spülen geht es dann ins Freie denn Waschbecken oder gar Wasserhahn gibt es hier natürlich nicht.


Wiederaufbau 

Zwei Jahre nach dem Erdbeben ist die Schule, was die Gebäude betrifft, dank kanadischer Sponsoren wieder einigermaßen gut aufgestellt. Die beschädigen Wohnhäuser im Dorf sind zu einem geringen Teil durch Neubauten​ ersetzt worden, viele Familien sind mit Bautätigkeit beschäftigt und manche wohnen noch in ihren Behelfsunterkünften. 

Prem, einer der Lehrer gehört dazu. Sein Haus ist eine dreiviertel Stunde von Baseri entfernt und ich habe auf seine Einladung hin eine Nacht bei ihm verbracht. Da er keinen Baugrund hat, seine alte Wohnung gehört seinem Onkel, kann er augenblicklich noch nicht weiter planen. 

Anders dagegen Santosh, der an Stelle seiner Notunterkunft inzwischen ein einfaches, aber zweckmäßiges neues Gebäude errichtet hat. 

Allerdings warten augenblicklich noch alle mit Bauen beschäftigten Erdbeben geschädigten die ich gesprochen habe, auf die zweite Zuteilung von Hilfsgeldern die diesmal etwas höher ausfallen sollte als gerade mal die 450 Euro der ersten Hilfsgeldzahlung. 

Abschied von Baseri

Die Tage in Baseri vergehen wie im Flug und am Abend vor der Abreise überlege ich noch, ob ich am nächsten Morgen mit dem Bus direkt von Baseri nach Kathmandu fahren soll oder lieber zwei Stunden früher aufstehen, ins Tal laufen und von dort aus fahren soll. 

Als ich dann abends um sieben nach zwölf Stunden Busfahrt in Kathmandu ankomme weiß ich, dass zwei Stunden früher aufstehen die bessere Entscheidung gewesen wäre. Allein für die ersten sechs Kilometer brauchen wir drei Stunden, weil der Bus an Steigungen oder im Schlamm hängen bleibt und der Fahrer und sein Begleiter nur mit Mühe und viel Arbeit das Gefährt wieder flott bekommen.