Helambu

Menschen und Kultur

PORTER
Mein Drachen wiegt gute 30 kg und wenn ich ihn mal 200 m den Berg hochschleppen muss, strecke ich hinterher alle Viere von mir und kann nicht mehr.
Eigentlich ist es für mich nicht nachvollziehbar, wie man in etwa dieses Gewicht stundenlang an einen Band über dem Kopf durch die Bergwelt  tragen kann. Porter können es und dabei sind sie ohne ihre riesigen Packen auf dem Rücken oft schmächtige junge Bursche. Mittlerweile sieht man auch junge Mädchen die diesen harten Job ausüben. Und wenn sie unterwegs eine Pause einlegen und miteinander schwatzen, hat man den Eindruck, das war für sie keine Anstrengung.
Dazu eine kurze Geschichte: Milan trägt die Rucksäcke von Birgit und Miriam, mir denen ich einige Etappen gelaufen bin, und hat damit rund doppelt soviel Gewicht auf dem Rücken wie ich mit 12 kg. Von Melamchi Gaon aus macht er sich kurz nach uns auf den Weg nach Tarkegyang, erst eineinhalb Stunden bergab unf dann zweieinhalb Stunden bergauf,und holt uns kurz vor dem Ziel ein. In Tarkegyang erzählt Milan, dass er in Melamchi Gaon den Geldbeutel unter dem Kopfkissen vergessen habe. Also verzehrt er auf die Schnelle eine Portion Dal Bhat, läuft wieder zurück und ist nach sagenhaften drei Stunden wieder da. Wir waren nur sprachlos.
Ich habe sie hier an die erste Stelle gesetzt, weil ich ihre Leistung nur bewundern kann.

Milan mit Gepäck
Milan mit Gepäck

GUIDE

Hier möchte ich kurz meinen Guide und Freund Krishna vorstellen.
Krishna ist 29 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, stammt aus Gorkha und ist trotz seines Hindu-Namens ein Buddhist.
Sein Vater ist vor sechs Jahren im Alter von 47 gestorben und als einziger Sohn ist er nun quasi das Familienoberhaupt.
Seit eineinhalb Jahren ist er als Guide bei der Trekkingagentur http://www.treks-in-nepal.com/# beschäftigt, zuvor war er Porter wie fast alle Guides. Die meisten Mitarbeiter der Agentur kommen aus Gorkha und kennen sich seit langem.
Er kennt auf den Treks alle Wege und weiß oft auch Pfade, die nicht Standard sind und somit kaum begangen, er sucht die Lodges aus und besorgt das beste Zimmer, er kann über Pflanzen-, Tier- und Bergwelt vieles zeigen und erklären und er stellt oft die Kontakte zu den Einheimischen her.

Krishna
Krishna

TREKKER

Das Langtang-Tal und Gosainkunda waren stark frequentiert, während man in Helambu schon mal einen halben Tag laufen konnte ohne eimem Menscen zu begegnen.
Aus welchen Ländern die Trekker alle kommen lässt sich schwer sagen, aber laut Aussagen der Guides kommt die Mehrheit aus Frankreich. Manche grüßen einen mit "Hello", andere in de Landessprache mir "Namaste". Um ein wenig Lokalpatriotismus zu zeigen, aber auch um herauszufinden ob der eine oder andere Wanderer nicht vielleicht doch aus meiner Gegend kommt, habe ich bei allen Begegnungen mit einem freundlichen "Servus" gegrüßt, lange aber ohne Echo. Erst am Tsergo Ri kam ein "Servus" zurück. Der Herr war zwar nicht aus dem Allgäu, sondern aus Vorarlberg, aber er wußte die richtige Antwort.
Da die Trekkingetappen für die meisten Wanderer gleich sind, trifft man auch häufig in den Unterkünften bestimmte Personen wieder. Im Langtang sind das Andreas, Thomas und Annas aus Dänemark, in Helambu Birgit und Miriam aus dem Harz.

NEPALI

Die Nepali sind den Touristen gegenüber grundsätzlich sehr aufgeschlossen und immer zu einem Plausch bereit, denn ein paar Worte Englisch beherrscht fast jeder. Bei den Kindern, die in manchen Fächern auf englisch unterrichtet werden, ist die Sprachkenntnis erstaunlich gut. So führt mich Draghba, ein Elfjähriger, stolz als Guide durch sein Dorf und zeigt mir die Gompa, die gerade für eine zweitägige Fastenzeremonie vorbereitet wird und seine Schule.
Ein Mann, der gerade mit Messer (Khukuri), Holzschlegel und Feile ein Joch für das Ochsengespann fertigt, unterbricht seine Arbeit um mir für ein Video auf seinem selbstgeschnitzten Saiteninstrument (Tugna) vorzuspielen. Als er das Video auf dem Kameramonitor anschaut ist er allerdings etwas enttäuscht, weil der Sound fehlt.


Werkzeug schleifen
Werkzeug schleifen
Wolle vorbereiten
Wolle vorbereiten

Die Unterkünfte für die Trekker sind nur mit Betten, allerhöchstens noch mit einem Tischchen ausgestattet und das reicht auch aus. Da ist es schon interessant auch mal einen Blick in die gute Stube der Gastgeber zu werfen.
Führt zum Beispiel der Weg in die Gaststube durch die Küche, ergeben sich hier schon einige Einblicke denn die Küche ist hier oft der wichtigste Raum für die Familie, oft auch noch Schlafzimmer. Besonders familiär wird es dann, wenn man der einzige Gast ist, denn da wird der Speiseraum für eine Person nicht extra beheizt, dann sitzt man mit in der warmen Küche und schaut zu wie das Abendessen bereitet wird.
Bei einer Familie spielt sich das mangels Arbeitsfläche hauptsächlich auf dem Fußboden ab. Das vielleicht zehnjährige Mädchen, das als Angestellte bei der Familie ist, schält die Kartoffeln und ein Junge schneidet sie auf einem Brett. Wenn mal was vom Brett fällt, wird es einfach wieder dazugelegt. Kein Problem.
Der etwas ältere Sohn rollt ebenfalls auf dem Boden hockend das Fladenbrot (Chapati) perfekt wie ein Pizzabäcker aus. Die Mutter steht am Herd und bereitet den Eintopf zu.
Zum Essen setzen sich die Hausfrau und das Mädchen neben dem Topf auf den Boden, der Vater, Krishna, zwei Jungen sowie ich sitzen auf den Bänken an der Wand. Jeder bekommt eine gut gefüllte Schale und lässt sich das Abendessen schmecken. Die Runde löst sich wieder auf, das Mädchen erledigt draußen an der Wasserstelle den Abwasch während ich mich mit der Frau noch unterhalte und ihr Bilder vom Allgäu zeige, die sie begeistert anschaut.

Einfacher Gastraum
Einfacher Gastraum
Spüldienst
Spüldienst

Damit sind wir schon bei meinem Lieblingsaufenthalt in
vielen Gasthäusern gelandet: der Küche.
Nicht immer findet man hier Zutritt, aber wenn doch, dann ist es dort am gemütlichsten. Die Küchen in Langtang haben alle einen ca. 80 cm hohen Lehmherd mit offenem Feuerloch und mit meist drei Kochstellen. Der Rauch soll durch eine Dachöffnung abziehen. Zusätzlich gibt es fast immer noch einen zweiflammigen Gasherd.
Ähnlich sind die Küchen in Helambu ausgestattet, doch sind die quaderförmigen, nur rund 30 cm hohen Herde oft aus Eisen und haben ein Abzugsrohr.
 Krishna meint, die Menschen hier seien gemütlicher und wollen daher beim Kochen sitzen können.
Ich bin immer wieder aufs Neue erstaunt, wie die verschiedensten Gerichte mir so einfachen Mitteln zubereitet werden. Auch der Hausherr steht oft mit am Herd und Kinder sind selbstverständlich mit eingespannt.

Küche in Langtang
Küche in Langtang
Küche/Wohnzimmer in Helambu
Küche/Wohnzimmer in Helambu

Was steht nun alles zur Wahl? Fangen wir mit dem Frühstück an.
Müsli mit Apfel oder Yakjoghurt ist immer gut, es gibt Omletts in verschiedenen Ausführungen, ebenso Pfannkuchen. Zwei verschiedene Brotarten, Chapati und das dickere Tibetan-Bread, beides in Fladenform und mit diversen Belägen werden frisch zubereitet. Dazu gibt es natürlich verschiedene Tees, Kaffee aus der Dose und auch Kaba. Tsampa, ein Brei aus Mehl, Wasser und Milch und etwas Zucker ist nicht zu meinem Lieblingsfrühstück geworden.
Zu Mittag oder auch zum Abendessen werden Nudeln oder Reis in diversen Ausführungen angeboten ( mit Ei,Käse oder Gemüse), Pizzas, die ich nie probiert habe, Momos (ich würde sie als nepalesische Maultaschen beschreiben)  und natürlich das allerwichtigste, von dem Krishna wochenlang leben kann, nämlich DAL BHAT.
Dal bezeichnet eine braune Suppe mit Linsen oder auch Bohnen, Bhat ist schlicht und einfach Reis. Dazu wird eine kleine Portion Gemüse, meist Spinat sowie Currykartoffeln gereicht. Oft gibt es noch Chilli, auch als frische Schoten und scharf eingelegtes Gemüse dazu. Dal Bhat wird grundsätzlich nachgereicht, bis der Gast abwinkt.
Vielleicht ist es deshalb das Hauptgericht der Porter und Guides. Ich für meinen Teil esse es sehr gern, auch weil es immer vorrätig ist und daher schnell serviert wird.
Mancher wird jetzt das Schnitzel oder das Hühnchen vermissen. Birgit aus dem Harz hat beim Anblick eines Wasserbüffels auf der Wiese jedesmal von Steaks geschwärmt, aber auf dem Land hier ist Fleisch eben nichts alltägliches.
Als Vegetarier bist du da fein heraus!

Kaffee, Tibetanbread bei der Zubereitung und auf dem Teller,

Maccaroni mit Käse und Nachtisch, Dal Bhat, Tsampa, hat es nicht auf meine Favoritenliste geschafft

Auch die Nachspeisen können sich durchaus sehen lassen. Ganz oben auf meiner Liste stehen Applepie (kleiner gedeckter Apfelkuchen), Applefritter (Apfelküchle wie von meiner Tante) und Bananafritter sowie Ricepudding (Milchreis).
Die Preise bei den Getränken bewegen sich von ca.40 Cent für eine Tasse Tee bis zu vier Euro die Flasche Bier ( 0,65l ) und bei den Speisen von einem bis zu rund drei Euro für Dal Bhat oder Pizza. Die Preise steigen natürlich mit der Höhenlage des Dorfes an, denn alles muss hochgetragen oder auch mit Mauleseln antransportiert werden.

Applepie, Applefritter (Apfelküchle wie von meiner Tante) und liebevoll dekorierter Ricepudding (Milchreis)