Knappe vier Tage Großstadt sind genug und ich buche kurzentschlossen einen Flug nach Chiang Mai 600 km weiter im Norden. Busfahren wäre auch eine Option gewesen, doch das werde ich in nächster
Zeit noch öfters genießen können und 50 € Flugpreis finde ich in Ordnung.
Der Taxiabholdienst des Guesthouses holt mit mir gleichzeitig noch einen jungen Deutschen ab, der seit einigen Jahren auf Bali wohnt und dort Schmuck verkauft den er in Thailand kauft.
Mit dem "Nice House" das wir ansteuern ist er aber gar nicht einverstanden und ruft auch gleich das Reisebüro an, in dem er gebucht hat und bekommt die Zusage, dass sein Geld zurückerstattet
wird. Er macht sich auf den Weg um eine neue Unterkunft zu finden, doch ich bin mit dem Gebotenen zufrieden und bleibe. Für ihn war es zu "basic", aber nach Nepal sind meine Ansprüche vielleicht
nicht mehr so hoch.
Ich deponiere meinen Rucksack im Zimmer und mache ich auf die Suche nach einem Restaurant. Gleich um die Ecke werde ich fündig:"Vegetarian Food", ein klitzekleines Restaurant, das auch Kochkurse
anbietet, beschert mir das beste Essen seit meinen letzten Kässpätzle daheim!
"Thai Massaman Curry", üblicherweise mit Hühnchen zubereitetes Curry, aber hier selbstverständlich mit Tofu, dazu Reis und sowas von gut gewürzt und schmackhaft, ich bin begeistert.
Und dann gehe ich fünfzig Meter weiter, setzte mich in eine Bar, mehr oder weniger im Freien, höre einer kleinen Thai- Liveband zu und genieße einen Caipirinhia zu Musik von Don McLean über
Simon and Garfunkel bis Neil Young.
Aber Chiang Mai ist doch ein wenig größer als nur hier mal um die Ecke, es gibt viel zu erkunden. Also miete ich ein Fahrrad und mache mich auf den Weg und habe gleich eine nette Begegnung. Ich
treffe auf eine junge Medizinstudentin aus Saigon mit der ich auf Tempeltour gehe, da sie gerne eine Begleitung hätte.
Sie hat sich mit ihrem Freund gestritten und ist kurzerhand mit zwei Handtäschchen bewaffnet, die sie immer mitschleppt, nach Chiang Mai geflogen um dann noch in Bangkok Freunde zu
besuchen.
Nach dem fünften Tempel stellt sich das Gefühl ein, sie wären alle gleich, was natürlich nicht stimmt. Alle sind sehr prächtig und bis ins letzte Detail ausgeschmückt, manche wirken düster und
andere sind lichtdurchflutet und auch die Buddhafiguren sind sehr verschieden.
Bei manchen Tempeln sind es aber oft Nebensächlichkeiten, die mir besonders ins Auge fallen. In einem sind es unzählige Opferstöcke, in einem anderen steht am Eingang eine Personenwaage und in
einem Nebentempel noch eine mit Münzeinwurf oder ich entdecke in einem Tempelraum zwei Wanduhren, eine Standuhr und eine große, rot leuchtende Digitaluhr an der Wand. In einem Tempel toben
laustark drei Kinder, ein Mädchen mit Spiderman-Maske, umher und keiner nimmt Anstoß. Manches ist sehr weltlich.
Schon in Kathmandu ist mir empfohlen worden, in Chiang Mai unbedingt das Lichterfest zu besuchen. Heute ist der erste Tag und nach dem Abendessen kommen wir gerade rechtzeitig zum Umzug.
Loi Kratong (Lichterfest) ist eines der größten Feste, das besonders im Norden zum Ende der Regenzeit (am 12. Vollmond des thail. Mondkalenders) gefeiert wird. Lotusförmige Flößchen, aus
Bananenstauden, mit Blumen und Kerzen gefertigte "Krathongs" werden auf das Wasser gesetzt. Tausende von Heißluftballons steigen hoch in den Nachthimmel und werden vom leichten Wind
dahingetrieben. Die Lichter sollen alles Unheilvolle von der Seele mit sich forttragen.
An jedem Abend findet ein großer Umzug statt, an dem sich Firmen, Vereine oder viele andere Organisationen in historischen oder traditionellen Kostümen beteiligen.
Phantasievolle Festwagen werden mitgezogen, manche Mitwirkende werden auch auf Plattformen stehend getragen und das ganze wird von ohrenbetäubend lauter Musik umrahmt.
Da es ein Lichterfest ist, werden in allen Straßen und Hauseingängen kleine Kerzchen aufgestellt.
Selbstverständlich wird auch hier beim Feiern das Essen und Trinken nicht vergessen und so sind auf den Gehwegen unzählige Stände mir allem was das Herz begehrt aufgebaut und wo sich ein
günstiger Sitzplatz bietet, notfalls auch auf dem Boden, sitzen Familien und Gruppen beisammen. Auch die Massageliegen am Straßenrand sind gut besucht.
All das wiederholt sich drei Abende lang obwohl der nächste Tag wieder ein normaler Arbeitstag ist.