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15. Dezember, Mandalay 


Morgens um 7 mache ich mich auf den Weg per Taxi zu Flughafen und nachmittags um 4 komme ich dann im Golden Mandalay Hotel an. Dazwischen liegen nur eineinhalb Flugstunden aber zwei lange Bus-bzw Taxifahrten und eine einstündige Flugverspätung.

Der Hotelbesitzer steht schon am Eingang und strahlt: Schön dich wieder zu begrüßen! Nach zwei Jahren erinnert er sich noch und damit ist die schlechte Laune über den langen Tag wieder verflogen. Die Zimmer in seinem Hotel sind nicht die modernsten aber individuell mit einem burmesischen Touch eingerichtet und sehr geräumig. Im Preis von 25 Euro ist auch ein gutes Frühstück mit dabei.

Da ich den ganzen Tag nichts gegessen habe, mache ich mich gleich auf die Straße. Hat man Hunger, ist das der richtige Platz, denn hier wird gekocht, gebraten und gebrutzelt was das Zeug hält. Nach Bangkok ist der Gang durch das Gewimmel hier das reinste Vergnügen. Natürlich bin ich unschwer als Touri zu erkennen und ziehe damit automatisch die Aufmerksamkeit auf mich. Aber kaum einer will mir was verkaufen, und wenn ich mich für etwas interessiere, sei es nun eine gebratene Wurzel ist oder ein seltsames Gebäck, dann entwickelt sich eine birmesisch - englische Unterhaltung mit viel Gelächter, bei der keiner den andern wirklich versteht. Am Schluss bekomme ich dann ein Stück zum Probieren oder ein paar Zuschauer nehmen mir die gebratene Wurzel aus der Hand und zeigen, wie sie richtig geschält wird. Viele Menschen grüßen mit einem Lächeln oder Kopfnicken, Kinder die mit auf dem Moped sitzen winken fröhlich und Schüler versuchen ein paar Worte Englisch anzubringen.

Mandalay ist religiöses und kulturelles Zentrum. Es gibt unzählige Klöster und viele Handwerksbetriebe. In manchen Straßen findet man einen Steinmetz neben dem andern, Bronzegießer und Elfenbeinschnitzer gibt es hier und ganz bekannt ist die Herstellung von Blattgold. Dabei wird ein Goldkügelchen zwischen Lappen aus Hirschleder gelegt und mit einem schweren Hammer so lange plattgeschlagen bis es hauchdünn ist. Diese Goldplättchen werden in allen Pagoden verkauft und dann von den Gläubigen auf die Statuen aufgelegt. 

Auf jeden Fall ist der Aufenthalt hier, nach dem Brutkasten und Touristenrummel von Bangkok wesentlich mehr nach meinem Geschmack. Auch die Temperaturen hier sind etwas gemäßigter, bei Tagestemperaturen zwischen 25 und 30 °, und die Luft ist eher trocken. Natürlich hat Mandalay auch nicht die Größenordnung von Bangkok sondern mutet eher kleinststädtisch an. ( Bangkok 8,2 Mio Ew – Mandalay 1,5 Mio Ew).

Ursprünglich wollte ich die alte Rakhine – Königsstadt Mrauk U besuchen die ich bei meiner letzten Reise nach Myanmar nicht gesehen hatte. Aber die Reise dorthin erfordert mindestens 4 bis 5 Tage und das wird dann wohl etwas zu stressig werden. Daher werde ich hier in der Mitte von Myanmar einen Kreis ziehen von Mandalay über Bagan und Nyaung Shwe (Inle-See) wieder zurück nach Mandalay. Die Orte habe ich zwar alle schon besucht, aber gerade Bagan ist so ausgedehnt, dass es immer wieder neues zu entdecken gibt


 

 

Königspalast 

 

Den alten Königspalast ( Mandalay Fort) habe bei meinem letzten Aufenthalt nicht besichtigt, also steht er ganz oben auf der Liste. Die Ausmaße des quadratisch angelegten Palastes sind beeindruckend. Jede Seite ist zwei Kilometer lang, die Ziegelmauern sind 8 Meter hoch und drei Meter dick. Um die Befestigungsmauern verläuft ein 50 m breiter Wassergraben. 1942 nahmen japanische Truppen Mandalay ein und bei den Kämpfen um die Stadt brannte der aus Teakholz erbaute Palast vollkommen nieder. Er wurde später originalgetreu rekonstruiert und in einem kleinen Museum sind noch einige wenige Überbleibsel aus den alten Gebäuden zu sehen.

 


Shwenandaw Kyaung


Dieses Kloster war ehemals ein Gemach des Königspalastes und ist daher komplett aus Teakholz gebaut. Da es 1880 an die jetzige Stelle versetzt wurde ist es das einzige Gebäude des ursprünglichen Palastes das nicht abgebrannt ist. Die Wände und Türen sind außen über und über mit kunstvoll geschnitzten Figuren verziert. Angeblich waren sie außen wie innen ursprünglich vergoldet. Die heutige Rekonstruktion gibt wohl nur ein annäherndes Bild der ehemaligen Pracht wieder.



Mandalay Hill


Mandalay Hill ist ein 240 Meter hoher Hügel gleich in der Nähe des Palastes auf den man über 1700 Stufen hochsteigen kann. Auf dem Weg nach oben stehen verschiedene Pagoden. Ziel aller Besucher, besonders zum Sonnenaufgang – und untergang ist die oberste, die Sutaungpyei Pagode mit den vielen Säulen, deren Spieglmosaiken dann im Sonnenlicht besonders schön funkeln. Den Sonnenaufgang habe ich vor zwei Jahren erlebt, heute ist der Sonnenuntergang dran. Am frühen Morgen waren damals nur wenige Menschen hier und es war ruhig und friedlich. Jetzt stehen die Menschen dicht gedrängt am Geländer und schauen nach Westen. Mir ist das zu viel Trubel und ich mache mich bald wieder auf den Weg nach unten.



Kuthodaw Pagoda


Unterhalb von Mandalay Hill schaue ich noch die Kuthodaw Pagode an. Hier stehen in kleinen Pagoden 729 Steinplatten auf denen die gesamte Lehre Buddhas eingraviert ist. Sie werden das „größte Buch der Welt „ genannt. Es wird behauptet, dass man zum Lesen 450 Tage braucht wenn man täglich 8 Stunden liest.



Mahamuni Pagoda


Die Mahamuni Pagode ist neben der Shwedagon Pagode in Yangon das bedeutendste buddhistische Heiligtum in Myanmar. Sie beherbergt die wohl älteste und größte bronzene Buddhastatue des Landes. Ein König erbeutete sie während eines Krieges mit Rakhine. Sie ist ständig umlagert von Männern die als Zeichen der Verehrung Goldplättchen auf den Körper der Figur legen. Die Goldauflage soll inzwischen 15 cm dick sein und sie gibt der Figur ein etwas unförmiges Aussehen. 





Bagan


Die Busfahrt von Mandalay nach Bagan dauert nur ein paar Stunden und so lohnt es sich, am Nachmittag noch eine Besichtigungsrunde zu machen. Das letzte Mal war ich hier mit dem Fahrrad unterwegs, aber das wollte ich mir diesmal nicht antun. Zum einen ist das Gelände sehr weitläufig und zum andern machte das Fahren mit dem alten Damenrad auf den sandigen Wegen wirklich keinen Spaß.

Der Rollerverleih gleich neben dem Hotel ist mir schon bei der Ankunft ins Auge gefallen. Zu meinem Erstaunen stelle ich fest, dass es nur Elektoroller zu mieten gibt. Beim Preis von 2 Euro für den halben Tag verzichte ich doch gerne auf die mühsame Strampelei. Schlüssel umdrehen, Gas geben und geräuschlos setzt sich das Ding in Bewegung. Rechtsverkehr ist ganz angenehm und Verkehrsregeln brauche ich nicht zu wissen, denn hier wird so gefahren wie es gerade erforderlich ist. Rechts oder links überholenen, kein Problem. Fahren auf der Gegenfahrbahn, keinen kümmerts. Die Straßen sind sehr breit und es sind hauptsächlich Mopeds, die Einheimischen fahren mit Geknatter, unterwegs. Das Tempo ist im Allgemeinen sehr gemäßigt und so kann auch mal ein Ochsenkarren gefahrlos die Schnellstraße überqueren.

Ich bin heute noch etwas planlos unterwegs und so biege ich einfach mal beim ersten großen Tempel auf einen Feldweg ab. Kurz zur Unterscheidung: Tempel haben hier einen quadratischen Grundriss und einen Innenraum, Stupas sind rund oder glockenförmig und massiv.

Kaum habe ich meinen Roller am Tempel abgestellt, werde ich auch schon von einer freundlichen Dame begrüßt und sachkundig durch den Innenraum geführt. Es ist übrigens der einzige Hindutempel auf dem ganzen Gelände. Die Führung ist natürlich gratis aber dafür erwartet sie auch, dass ich noch einen Blick auf ihren Verkaufsstand um die Ecke werfe. Ich kenne die Masche zwar schon, aber ich weiß auch dass es mir nach fünf Minuten plaudern schwer fällt, sang-und klanglos wieder zu verschwinden. Hosen, Hemden, Glocken, Bronzefiguren und Marionetten kommen nicht in Frage, doch als Susanna, so heißt die geschäftstüchtige Dame, ein paar schöne Schals hervorzieht, knicke ich doch ein. Sie gefallen mir und sie passen noch in meinen Rucksack - ein wichtiges Kriterium. Bei der Gelegenheit erfahre ich auch, weshalb einige der Stupas so kunstvoll mit Bambus eingerüstet sind. Vor einem Jahr gab es ein Erdbeben bei dem viele der alten Bauwerke Risse davongetragen haben und die Reparatur - und Renovierungsarbeiten sind gerade im Gange. Auch über das Ausbleiben der Touristen in diesem Jahr unterhalten wir uns. Sie ist ebenso wie ein Taxifahrer in Mandalay der Meinung, dass die negativen Pressemitteilungen über die Probleme mit den Rohinga dafür verantwortlich sind. Die weiteren Besichtigungen habe ich dann ohne weitere Einkäufe absolviert, aber mit dem Vorsatz, meine morgige Tour etwas besser zu planen.



Ananda Pagoda
Ananda Pagoda

Die Ananda Pagode ist mit nahezu 1000 Jahren der älteste und bekannteste Tempel in Bagan. Durch die weiße Farbe und mit einer goldenen Spitze hebt er sich deutlich von allen anderen Stupas und Pagoden im Umkreis ab. Der kreuzförmige Grundriss ergibt vier Eingänge, hinter denen jeweils eine Buddhastatue steht. 

 

Shwesandaw Pagoda
Shwesandaw Pagoda

 

Die Shwesandaw Pagoda ist der beliebteste Platz hier um den Sonnenuntergang zu genießen, denn eine lange Treppe führt bis zur fünften Terrasse hoch. Das Erdbeben 2016 und heftige Regenfälle in diesem Jahr haben eine Ecke so beschädigt, dass der Zugang derzeit gesperrt ist. 

Sulamani Pagoda
Sulamani Pagoda

Von der Sulamani Pagoda (1181) sagt man, dass sie der anspruchsvollste Tempel sei, da sie verschiedene Stilepochen in sich vereinigt und auch reich verziert ist. Innenliegende Treppenaufgänge ermöglichen den Zugang zur ersten Terrasse, von der man einen guten Blick auf die umliegenden Pagoden hat. 

Thatbinnyu Pagoda
Thatbinnyu Pagoda

Mit 64 Metern Höhe ist die Thatbinnyu Pagoda der höchst Tempel in Bagan. Er fällt auch durch sein eher quaderförmiges Aussehen auf. Leider wird auch er derzeit renoviert, die Kuppel ist mit einer Plane abgedeckt, und man kann nicht auf die oberen Terrassen steigen.

Shwezigon Pagoda
Shwezigon Pagoda

Die Shwezigon Pagoda (1076) wurde erbaut zur Aufbewahrung einer wichtigen Reliquie und war / ist ein religiöses Zentrum. Die Kuppel der Pagode diente allen späteren Bauwerken als Vorbild. Hier wurden auch erstmals die Nats, Gottheiten aus vorbuddhistischer Zeit, in einen Tempel aufgenommen. 


Inle-See


Die wenigen Tage in Myanmar möchte ich ganz ruhig in Nyaung Shwe am Inle See ausklingen lassen bevor es nach China weiter geht.  Zum einen bin ich augenblicklich nicht fit genug für irgendwelche Unternehmungen und zum anderen lohnt es sich rein zeitlich nicht mehr in eine andere Ecke des Landes zu fahren.
Die Busfahrt mit einem Kleinbus dauert wieder bis in den späten Nachmittag, aber im Vergleich zu den langen Fahrten in Nepal läuft das hier richtig komfortabel ab. Die Straßen sind, für die geringe Verkehrsdichte, sehr gut ausgebaut und die Busse entsprechen nahezu unseren Standards.
Die Suche nach einem Zimmer kann ich mir sparen denn vor zwei Jahren habe ich mich im "Blissful Inn" sehr wohl gefühlt und bin auch mit meinem Magen-Darmproblem bestens versorgt worden. Also marschiere ich dorthin und werde von Sarah, der Besitzerin und ihrer Mutter ganz herzlich begrüßt und wir graben auch gleich ein paar Erinnerungen aus.
Den einzigen Tag den ich hier zur Verfügung habe verbringe ich mit Spaziergängen, Kaffee trinken und schreiben für die Webseite. Beim Bummeln durch das Städtchen fällt sofort auf dass es viele neue Restaurants und Hotels gibt. Allein im näheren Umkreis des "Blisfull Inn" entstehen gerade vier große und wie es scheint teure Hotels. Demnach scheint man mit einer Zunahme im Tourismusbereich zu rechnen. Allerdings beklagt auch Sarah das Ausbleiben der Touristen in dieser Saison auf Grund der Unruhen und negativen Schlagzeilen über die Rohingya-Unruhen im Rakhine Staat.