Chiang Rai

Zuerst Bangkok mit acht Mio., dann Chiang Mai mit eineinhalb und jetzt Chiang Rai mit nur noch 65 000 Einwohner. So langsam wird es übersichtlich und ich fühle mich wohler. Aber auch die Englischkenntnisse der Leute werden immer weniger und insgesamt ist wesentlich weniger in lateinischer Schrift ausgewiesen.
Chiang Rai ist die nördlichste Provinzhauptstadt Thailands und liegt im berüchtigten "Goldenen Dreieck", wo die Bergvölker der Akha, Lisu, Karen und Meo früher traditionell Mohn zur Opiumgewinnung angebaut haben.
Einem Stammesangehörigen der Akha gehört auch das Guesthouse in dem ich hier wohne. Es ist traditionell aus Lehm gebaut (man riecht es), die Innenausstattung ist aus Bambus und zehn Meter vor dem Eingang fließt der Kok Fluss vorbei. Der Preis für die Übernachtung beträgt 7,50 €. Dafür muss man ein paar Stechmücken mehr in Kauf nehmen.
Auch hier gibt es an allen Ecken Tempel und wider Erwarten habe ich einige besucht, doch weiteres erspare ich euch. Nur auf Wat Rong Khun möchte ich kurz eingehen. Seit 1997 arbeitet ein thailändischer Künstler an diesem seinem Lebenswerk. Durch die weiße Farbe, die für die Reinheit Buddhas steht, gilt er als etwas Besonderes.

Große Kaufhäuser für den Bedarf zum täglichen Leben sucht man hier vergebens, doch dafür gibt es Märkte auf denen alles angeboten wird. Ganze Straßen sind dann vom Marktgeschehen belegt und obendrein gibt es auch hier in Chiang Rai einen " Night Bazar" der aber auch schon vormittags offen ist und in einer ausgedehnten Halle stattfindet. Ein kleiner Stand reiht sich an den anderen, Schuhe findet man neben Gewürzen und Kinderspielzeug zwischen Gemüse Töpfen. Alles ist sehr eng, voller Besucher und Verkäufer, Mopeds und Fahrräder stehen dazwischen und ich frage mich, wer das alles essen soll und wer wohl die tausend Paare Flipflops oder die vielen Taschen kaufen und tragen wird.

Ankunft im Bamboo-Nest gegen 19 Uhr nach zwei Fahrstunden. Die letzten drei Kilometer werden wir, ein Pärchen aus England, ein junger Mann aus Warschau und ich von der Besitzerin, Nok Koemuen, im Toyota mit 4WD transportiert, da diese Strecke für das Taxi unpassierbar ist. Die Piste ist wirklich teilweise so steil oder mit tiefen Löchern versehen, dass  das Taxi, ein Pickup, keine Chance gehabt hätte.
Als wir aussteigen, sehen wir von der Anlage nur den bambusgedeckten, nach allen Seiten hin offenen Essplatz.
Was aber sofort noch auffällt, ist die absolute Stille die hier herrscht,  vom Zirpen der Grillen abgesehen und der wunderbar klare Sternenhimmel, der von keinerlei künstlichem Licht abgeschwächt wird. Hier oben gibt es nur die in der Batterie gespeicherte Solarenergie zur Beleuchtung der Hütten und ein paar Petroleumlampen die den Weg dorthin weisen.
Wir bekommen unsere Bambushütten zugewiesen und ich bin begeistert. Strohgedeckt, alles aus Bambus gebaut, ein Bett mit Moskitonetz, eine Bank und ein kleines Regal. Hinten anschließend ein genauso spartanisch eingerichteter Sanitärraum. Vor der Tür eine kleine Terrasse, zwei Meter über Grund, da die Häuser am Hang alle nur mit einer Seite auf der Erde stehen und ansonsten auf dicken Pfählen ruhen.
Etwas unterhalb von Bamboo-Nest ist ein Lahu - Dorf, das aber auch ohne Strom und weitab aller zivilisatorischen Segnungen ist. Die Bewohner leben hauptsächlich von Reisanbau und Viehzucht. Daher sind unterhalb unserer Unterkünfte Reisfelder und Grünflächen zu sehen, während oberhalb am Hügel die Natur das Sagen hat.

Die Gastgeber Nok li. und Noi
Die Gastgeber Nok li. und Noi

Etliche Pfade ziehen sich durch die Hügellandschaft, teilweise zu den benachbarten Siedlungen, aber hauptsächlich führen sie auf die Anhöhen, auf denen die Einheimischen ihren Bedarf an Bambus schlagen. Die langen Bambusstangen werden vor Ort zusammengebunden und dann die steilen Abhänge hinuntergezogen. Daher sind diese "Pfade" äußerst glatte Rutschbahnen auf dem lehmigen Untergrund, die schnurgerade die steilen Hänge hinaufführen und in der Regenzeit eher unpassierbar sind.
Am ersten Tag bin ich mit Piotr aus
Warschau unterwegs und wir wandern auf einer Strecke die uns Nok beschrieben hat zu heißen Quellen, wo wir trotz der Hitze ein warmes Bad genießen. Anschließend geht es noch zu einem Wasserfall und auf dem Rückweg durch ein Dorf der Akha, das aber nur durch seine Souvenir-Verkaufsstände auffällt. Die nächsten Tage mache ich mich alleine auf und folge einigen der Pfade. Besonders in den Morgenstunden ergeben sich traumhafte Ausblicke auf die grüne Hügellandschaft, doch ansonsten sehe ich vor allem Bambus.
Zwar ist der Bambusdschungel mit anderen Baumarten durchsetzt, doch wirklich alte und mächtige Urwaldriesen sieht man selten. Trotzdem ist es beeindruckend durch  diese üppig grüne Welt zu streifen. Von der Tierwelt ist, sofern vorhanden, kaum etwas zu sehen. Vogelgezwitscher ist zu hören, doch die Sänger sieht man erst wenn sie die Flucht ergreifen. Sie tun auch gut daran, denn die Bergstämme haben offensichtlich das Jagdrecht und gehen auch sehr gerne auf die Vogeljagd.
Da ist es schon etwas einfacher, einen der farbenprächtigen Schmetterlinge vor die Linse zu bekommen.