Gleich der erste Eimdruck von Pokhara bestätigt die vielen positiven Aussagen. Es herrscht wesentlich weniger Verkehr, die Luft scheint sauberer zu sein und für die Fußgänger gibt es schön breite
Gehwege. Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen, die am Vormittag die Gehsteige kehren - außer vielleicht in Baden-Württemberg. Auch die Lage an einem See ist traumhaft. Pokhara liegt auf
860 m Höhe und hat daher ein sehr mildes Klima.
Diese Trekkingtour im im südlichen Annapurnagebiet im Distrikt Gurung - dem Stamm gleichen Namens gehören auch die meisten Einwohner an - ist gänzlich verschieden zur ersten.
Der wesentliche Unterschied für mich sind die langen und anstrengenden Treppenanstiege die steilen Berghänge hinauf, doch auch abwärts gehen sie ganz schön in die Beine und manchem vor allem in
die Knie. Eine dieser Treppen habe ich mit dem GPS mitgeschnitten. Es waren auf rund 300 Höhenmeter fast ausschließlich Stufen. Nun sind das natürlich keine normalen, genormten Stufen - die es
hier in den Häusern auch nicht gibt - sondern Stufen aller Art: mehr zufällig daliegende Natursteine, Erdstufen, selten Balken, aber auch schön verlegte, glatte Natursteine die bei uns im Garten
eine Zier wären. Nur sind eben die Absätze von wenigen Zentimetern bis fast kniehoch ganz verschieden und zwingen einen so dazu, immer auf den Boden zu sehen.
Gott sei Dank gibt es zwischendurch auch angenehme und weniger anstrengende Passagen.
Wenn es denn mal schön eben dahingeht, gibt es außer Stufen auch anderes zu sehen. Am schönsten sind die schmalen Pfade der Bauern entlang der Reis - und hauptsächlich Hirsefelder. Die an den
steilen Berghängen wohl sehr mühsam angelegten Felder sehen bei unterschiedlicher Sonneneistrahlung einfach wunderbar aus. Zum Teil sind sie schon abgeerntet und werden wohl jetzt bald mit dem
Ochsengespann umgepflügt, zum Teil sieht man noch Bauern bei der Ernte. Dabei wirft man die abgeschnittenen Hirseähren ähnlich wie bei der Weinlese in einen Korb auf dem Rücken. Zum Dreschen
sitzen zumeist Frauen im Kreis am Boden und schlagen stundenlang auf die vor ihnen liegenden Ähren ein. Reis wird noch stehend zu kleinen Bündeln gebunden, abgeschnitten und dann zum Dreschen
gebracht.
Reis, Hirse und Mais werden in kleinen Mühlen wie seit Urzeiten gemahlen und stellen wohl die Grundnahrungsmittel dar.
Aus Hirse wird aber auch Raksi, ein leichter Schnaps, selbst destilliert. Raksi kann man einfach so trinken oder auch Mustang-Coffee (benannt nach der Region Mustang) daraus bereiten. Dazu wird
Yakbutter erhitzt, manchmal noch etwas Reis darin angebraten, dann fügt man Pulverkaffee hinzu und gießt das ganze mit Raksi auf. Es schmeckt ganz interessant und wärmt angenehm.
Der zweite Tag bringt uns nach Ghorepani, dem Ausgangspunkt für das Highlight der Tour.
Am folgenden Morgen heißt es um 5 Uhr aufstehen um auf den nahen Aussichtspunkt "Poon Hill" zu steigen, denn um 6 Uhr, wenn die Sonne aufgeht, liegt die ganze Annapurnakette bis zum Dhaulagiri im
goldenen Sonnenlicht vor dir.
Doch außer riesigen Wolkenfeldern, die uns und die Berge einhüllen und nur einmal einen kurzen Blick auf Annapurna-Süd freigeben, sehen wir nichts. Mit uns machen sich rund weitere 200
enttäuschte und durchgefrorene Touristen auf den Rückweg zum Frühstück in Ghorepani.
Doch Annapurna-Süd und Machapuchre (Fishtail wegen seines gegabelten Gipfels) werden uns die ganzen nächsten Tage in der Ferne begleiten und besonders am frühen Morgen bei Sonnenaufgang ein
beliebtes Fotomotiv sein.