Unruhen in Myanmar

 

 Myanmar und die Rohingya

 

 „Hilfe für Rohingya-Flüchtlinge“, „Verfolgte muslimische Minderheit“, „Massaker an den Rohingya“ und viele ähnliche Schlagzeilen gingen schon vor Antritt meiner Reise durch die Presse und man war verwundert darüber dass solche Meldungen aus einem Land kommen das von einer Friedensnobelpreisträgerin regiert wird.

 

Als ich dann in Nepal meinen Reiseverlauf ändern musste habe ich beschlossen auf dem Weg Richtung China noch einen Abstecher nach Myanmar zu machen. Sicherheitshalber habe ich im Internet aktuelle Informationen eingeholt und dabei zum einen erfahren, dass das Auswärtige Amt für viele Grenzgebiete eine Sicherheitwarnung ausspricht aber nicht für die zentrale Region. Gleichzeitig habe ich aber auch sehr viele unterschiedliche Informationen gelesen über Ursachen und Hintergründe zu diesem Konflikt der so viel Ünglück über diese Menschen gebracht hat. Während meines kurzen Aufenthalts in Myanmar konnte ich auch mit verschiedenen Menschen über diese Thematik sprechen und so verschiedene Meinungen hören.

 

Wer sind die Rohingya

 

Forscher sind sich weitgehend einig, dass der Begriff seit den 1950er Jahren von den in Myanmar lebenden Muslimen verwendet wird, um ihre Identität als legitime und eigenständige Volksgruppe zu bekräftigen. Myanmar hat 135 Volksgruppen, und die Zugehörigkeit zu einer solchen Gruppe ist ein Garant für politischen Einfluss. Die Vertreter der Muslime forderten ein eigenes Gebiet in der ehemaligen Arakanregion (im Bundesstaat Rakhaing oder Rakhine) und wollten nicht unter einer buddhistischen Regierung in einem Arakanstaat leben. Die Buddhisten wollten auf der anderen Seite keinen Teil ihres Landes verlieren.

 

Staatliche Stellen in Myanmar lehnen die Bezeichnung Rohingya ab und sprechen stattdessen von Bengalis, um ihre Position zu verdeutlichen, dass es sich um (illegale) Einwanderer aus Bengalen (Bangladesch) handle.

Auch wenn Aktivisten der Rohingya-Bewegung den Begriff „muslimisch“ in der Geschichtsschreibung zunehmend durch „Rohingya“ zu ersetzen versuchten, sei das für Historiker kein haltbares Vorgehen. Es sei anhand der Aufzeichnungen nicht möglich zu bestimmen, wer die Rohingya sind oder sein wollen. Es sei eine Identität, die sich 2016 noch im Aufbau befinde.

 

Nach 2012 fingen Rohingya-Aktivisten an, Muslime zu drängen, sich selbst als Rohingya zu bezeichnen.

 

Die „Frankfurter Allgemeine“ vom 15.09.2017 schreibt.

Der seit Jahren andauernde Konflikt in Burmas Bundesstaat Rakhine war Ende August eskaliert, als Rohingya-Rebellen Soldaten und Polizisten angriffen und Dutzende Sicherheitskräfte töteten. Das Militär reagierte mit brutaler Gegengewalt. Hunderte Menschen wurden getötet, ihre Häuser niedergebrannt. Fast 400.000 von schätzungsweise 1,1 Millionen Rohingya flohen seither ins mehrheitlich muslimische Nachbarland Bangladesch.“ 

 

Die ICG, eine internationale Gruppe die sich mit Konflikten und deren Lösung beschäftigt, sagt, dass diese Terroristen eine Gruppe von Rohingya war die im arabischen Raum ausgebildet wurden. Ihr Anführer soll ein Mann namens Ata Ullah sein , ein in Saudi Arabien aufgewachsener Pakistani.

 

Solche Aktionen geschehen nicht spontan sondern es sind immer bestimmte Interessen dahinter zu sehen und gewisse Ziele sollen damit erreicht werden. Einerseits sind solche Interessen hier möglicherweise im religiösen Bereich zu suchen und andererseits ganz sicherlich im wirtschaftspolitischen Bereich.

Was die religiösen Hintergründe betrifft, möchte ich ich auf einen lesenswerten Artikel des freien Journalisten Thomas Spahn verweisen.

( https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/wenn-engel-fallen-der-islam-erobert-birma/ )

Man muss nicht allen seinen Ansichten zustimmen, aber der Artikel öffnet eine neue Sicht auf manche Dinge und bietet viel Stoff zum Nachdenken. Den Konflikt auf den religiösen Aspekt zu reduzieren, wäre aber sicherlich zu kurz gesprungen.

 

Auf die wirtschaftliche und geopolitischen Hintergründe, die offensichtlich zu wenig Beachtung finden, hat mich eine Studentin während einer langen Busfahrt hingewiesen. Sie hat sich auch bitter darüber beklagt, dass die westliche Welt ihr Land nur anklagt statt Hilfe oder Unterstützung anzubieten. Ich habe ihre Aussagen hinsichtlich der wirtschaftlichen Interessen an dem betroffenen Gebiet Arakan / Rakhine dann auch durch Quellen im Internet bestätigt gefunden.        

 

  1. Eine transnationale Pipeline, gebaut von der „China National Petroleum Company“ in Verbindung mit der „ Myanmar Oil and Gas Enterprise“, verläuft durch das Gebiet.

  2. Eine dazu parallele Pipeline soll Öl aus dem nahen Osten nach China transportieren.

  3. Der Tiefseehafen von Sittwe (Myanmar) wurde von Indien finanziert und ausgebaut. Indien will dadurch seinem Bundesstaat Mizoram, der im Landesinneren liegt, Zugang zum Meer verschaffen.

  4. Im Küstengebiet vor Rakhaing soll es große Öl- und Gasvorkommen geben.

 

Dmitry Mosyakov, führender russischer Südost-Asien Experte meint dazu.

 

Die Aktionen richten sich zu allererst gegen China das in Arakan sehr viel investiert hat. Zum andern wird der Zündfunke des muslimischen Extremismus nach Südost-Asien getragen. Und drittens ist es der Versuch, Unfrieden zwischen den ASEAN Ländern ( Verband Südostasiatischer Nationen ) zu stiften , also zwischen Myanmar und den überwiegend muslimischen Ländern Indonesien und Malaysia“.

 

Auch hier werden wie so oft – oder wie immer – wirtschaftliche und politische Interessen auf dem Rücken von Menschen ausgetragen die unglücklicherweise zur falschen Zeit am falschen Ort sind und die oft die wahren Hintergründe gar nicht kennen. Natürlich kann es keine Entschuldigung geben wenn das burmesische Militär Zivilisten ermordet und genausowenig gibt es eine Rechtfertigung für den Angriff auf die Sicherheitskräfte eines Landes.

 

Mit diesem kurzen und abschließenden Text möchte ich ein wenig für Verständnis werben für die schwierige Situation in der sich die Regierung und das Land Myanmar derzeit befinden. Natürlich hängt meine sehr persönliche Ansicht auch damit zusammen, dass ich es mir gar nicht vorstellen kann dass in diesem Land solche Massaker an Zivilisten möglich sein sollten, dessen Menschen so außergewöhnlich freundlich, liebenswürdig und herzlich sind.

 

Nachtrag - Auch in Thailand wird gezündelt

 

Zitat aus: Deutsche Welle (DW) am 22.01.2018


Drei Tote bei Anschlag im muslimischen Süden Thailands
Es gab große Hoffnungen auf eine Beruhigung in der von Muslimen dominierten Region Thailands - war doch im vergangenen Jahr die Zahl der Gewalttaten signifikant gesunken. Der Anschlag in Yala macht dem nun ein Ende.
Nach mehreren Monaten der Ruhe hat abermals ein Bombenanschlag den Süden Thailands erschüttert: Bei der Explosion auf einem Markt in der Stadt Yala seien drei Menschen getötet und mindestens 22 verletzt worden, teilte die Polizei mit. Die Bombe sei im Benzintank eines Motorrades versteckt gewesen, das vor einem Marktstand für Schweinefleisch abgestellt worden sei.
Die Polizei stufte das Attentat als "ernsthaft" ein. In Yala hatte es seit zwei Jahren keinen Anschlag mehr gegeben. Der gesamte muslimische Süden Thailands, wo es regelmäßig solche Attentate gibt, war in den vorangegangenen Monaten vergleichsweise ruhig geblieben, die Zahl der Anschlagsopfer war 2017 so niedrig wie seit 13 Jahren nicht mehr.
Wer hinter dem Anschlag steckt, blieb zunächst unklar. Vermutet wird, dass muslimische Aufständische für die Gewalttat verantwortlich sind. Der an Malaysia grenzende Süden Thailands ist Schauplatz eines blutigen Aufstands muslimischer Rebellen, bei dem seit 2004 bereits 7000 Menschen getötet wurden. Die muslimische Region steht erst seit rund hundert Jahren unter Kontrolle des buddhistischen Königreichs Thailand. Kritiker betrachten Thailands Herrschaft dort als Besatzung und wehren sich dagegen.