Am 24. Januar verlasse ich Chiang Rai mit dem Bus zur Grenze nach Laos. Ich möchte von Huay Xay, dem Grenzort, mit einem Boot statt mit dem Bus nach Luang Prabang reisen. Die Fahrt auf dem Mekong dauert zwei Tage und soll sehr schön sein. Freitag abends und am Samstag hat es zwar einige Regenschauer gegeben und die Temperaturen sind auch gesunken, aber ich gehe mal davon aus, dass es in den nächsten Tagen wieder besser wird.

Nachdem wir die thailändische Grenzkontrolle hinter uns haben geht es auf der Vierten-Thailändisch-Laotischen-Freundschaftsbrücke über den Mekong Richtung Huay Xay. Zur Einreise muss ein Formular ausgefüllt werden, ein Passfoto wird verlangt und der Betrag von 31 Dollar ( 1 Dollar Sonntagszuschlag ) ist fällig.

Am nächsten Vormittag um 11 Uhr soll das Boot ablegen aber ich bin schon um 9 am Ticketschalter, um mir einen der vorderen Plätze zu sichern. Ich will nicht unbedingt hinten beim lärmenden Dieselmotor sitzen. Die Wartezeit verbringe ich mit heißem Kaffee Lao am offenen Feuer neben einem Verkaufsstand, denn das Wetter ist immer noch kalt und regnerisch. Aber vielleicht macht es ja noch auf!

Zu Beginn der Fahrt zeigen alle Passagiere noch fröhliche und zuversichtliche Mienen, die sich aber sehr bald legen. Die seitlichen Planen dürfen laut Kapitän nicht geschlossen werden, da der starke Wind sonst zuviel Angriffsfläche auf das Boot habe. Also bläst er ungehindert durch das Boot hindurch. Jeder versucht sich so gut wie möglich mit dem was er im Handgepäck zur Verfügung hat einzupacken, die großen Gepäckstücke sind nämlich alle unter Deck verstaut. Ich bin jetzt froh darüber, dass ich meine lange Unterhose und die warme Jacke nicht in Kathmandu zurückgelassen und heute früh vorsorglich angezogen habe. Ein paar junge Burschen, recht sommerlich gekleidet, versuchen mit Bier und Whisky gegen die Kälte anzukämpfen bis zu zusammengekauert einschlafen. Bei Dunkelheit und strömendem Regen kommen wir in dem Dörfchen Pak Beng an, wo ich das nächstbeste Zimmer nehme und auf eine warme Dusche hoffe. Am nächsten Morgen sieht meine Kleiderordnung folgendes vor: lange U-Hose, Baumwollhose, Trekkinghose, zwei Paar Socken, langärmliges und kurzärmliges T-Shirt, Fleecepulli, Steppweste und warme Kapuzenjacke. Aber selbst so wird mir mit der Zeit kalt und ich halte mich zum Aufwärmen immer öfters in der Nähe des Dieselmotors auf den ich ja eigentlich meiden wollte. Ein Schaden an der Schiffsschraube verursacht noch einen Zwischenstopp an einer Sandbank. Zwei Männer der Besatzung müssen trotz Kälte ins Wasser und nach einer Stunde geht die Fahrt gedrosselt weiter, denn die neue Schraube läuft spürbar unrund.

Die Fahrt endet 10 km vor Luang Prabang, wo wieder der Tuk-Tuk-Clan auf Fahrgäste wartet.

 

Luang Prabang

Luang Prabang, Stadt am Zusammenfluss von Mekong und Nam Khan, ist seit 1995 Weltkulturerbe der UNESCO und der Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt im Norden von Laos.Bis zur Abschaffung der Monarchie im Jahr 1975 war die Stadt auch Residenz der Könige.

Neben dem ehemaligen Königspalast, der jetzt Nationalmuseum ist, und den zahlreichen Tempeln ist es die Stadt an sich, die die Attraktivität ausmachen. Die fast hundertjährige Kolonialzeit der Franzosen hat deutliche Spuren hinterlassen und ich habe oft das Gefühl in einem kleinen Städtchen in Südfrankreich zu sein. Dieser einzigartigen Vermischung von französischem und laotischem Baustil hat die Stadt auch das Prädikat "Weltkulturerbe" zu verdanken. Eine weitere Attraktion ist der allabendlich stattfindende Markt. Ein ganzer Straßenzug wird Abend für Abend mit Pavillions zugestellt, unter denen die Händler ihre zumeist kunsthandwerklichen Waren anbieten. Daneben gibt es dann auch noch unzählige Straßenküchen die für das leibliche Wohl sorgen.

Nach zwei Tagen wird mir das geschäftige Treiben in der Stadt aber schon wieder zu viel und am 31. Januar reise ich über Oudomxai mit dem Bus weiter in den Norden nach Phongsaly. In Oudomxay komme ich mit Benjamin aus Holland ins Gespräch und  stelle dabei fest, dass wir beide zum Trekken nach Phongsaly wollen. Später gesellt sich noch Erwin aus Starnberg zu uns. Gemeinsam buchen wir in einer staatlichen Agentur eine 4-Tages-Tour zu verschiedenen Bergstämmen. Am nächsten Vormittag fahren wir mit dem Bus in eine Ortschaft namens Boun Tai, wo unser Guide Bountal auf uns wartet um uns für weitere eineinhalb Stunden auf der Ladefläche eines Kleinlasters in den Dschungel zu transportieren.

Hier in den höheren Lagen bekommen wir die Auswirkungen des ungewöhnlich starken Kälteeinbruchs vom vergangenen Wochenende zu sehen. Viele Bäume haben von der Last des Eisregens abgebrochene Äste und die Bananenstauden erfrorene Blätter. Bountal erählt uns, dass alle seine zehn Hühner erfroren sind und der Hausherr, bei dem wir unser Mittagessen bekommen, beklagt der Verlust sämtlicher Fische in seinem Teich. Später erfahren wir in den Dörfern, dass sogar Büffel eingegangen sind. Eine so ungewöhnliche Kälte hat es anscheinend seit vielen Jahrzehnten nicht gegeben.

An diesem ersten Tag sind wir schon nach drei Stunden Marsch an unserem Ziel, einem Akha-Mouchi-Dorf, wo wir, wie in den weiteren Dörfern auch vom Dorfoberhaupt begrüßt werden. In seinem Haus werden wir auch verpflegt und bekommen eine Schlafstelle. Als wir mit einigen Dorfbewohnern und Kindern, die immer neugierig zur Stelle sind, vor dem Haus sitzen, kommt ein junger Mann dazu, der stolz seine Jagdbeute präsentiert. Mit einem Bambusstreifen um den Hals und an einem Ast festgebunden zeigt er uns einen kleinen Affen, kaum größer als meine Faust. Da ich weiß, dass bei den Akha alles was da kreucht und fleucht im Kochtopf zu landen pflegt, ist mein erster Gedanke: an dem kleinen Kerl ist doch nichts dran! Aber Bountal klärt uns auf, dass das Tierchen wohl auf dem Markt verkauft werden soll da diese Loris gerne als Haustier gehalten werden. Auf das Stichwort " verkauft" reagieren Benjamin und ich sofort und wir fragen nach dem Preis. 30 000 Kip, gerade mal 3,50 Euro will der junge Mann haben und der Handel ist schon perfekt. Jeder von uns dreien gibt zehntausend und der Lori ist unser. Wir hätten sicher weitaus mehr bezahlt, aber das hat der Junge nicht geahnt. Die Nacht verbringt der Lori in einer Kiste und am nächsten Tag setzen wir ihn weit ab vom Dorf in seiner angestammten Umgebung wieder frei.

Heute am zweiten Tag haben wir mit sieben Stunden den längsten Weg zurück zu legen. In dieser Region geht es natürlich immer bergauf und bergab und die Vegetation ist sehr abwechslungsreich. Manche Wegstücke entsprechen noch wirklich dem, was man sich unter einem Urwald vorstellt. Riesige Bäume ragen über dichten Bewuchs am Boden und Bountal, der vorausgeht, muss mit seiner Machete das wild wuchernde Gestrüpp abschlagen. Da wünsche ich mir immer die Augen eines Chamäleons: eines auf den Boden gerichtet, damit die Füße nicht wieder in einer Liane oder Dornenranke hängen bleiben und eines nach oben gerichtet um Gesicht und Arme rechtzeitig vor dem Gestrüpp in Sicherheit zu bringen. Der einzige, der nach den vier Tagen keine Schrammen aufweist, ist Bountal. Aber große Gebiete sind gerodet, das heißt, die Besitzer schlagen bis auf wenige zu große Bäume alles ab um es später dann an Ort und Stelle anzuzünden. Auf den gewonnenen Flächen werden dann Mais und andere Nutzpflanzen angebaut. Wirklich hohe und alte Baumbestände sieht man nur noch an steilen und unzugänglichen Stellen.

Insgesamt sind wir in fünf verschiedenen Dörfern bei den gewählten Oberhäuptern zu Gast, zweimal nur zum Mittagessen und in dreien für Abendessen, Übernachtung und Frühstück. Für Übernachtung umd Verpflegung bezahlt unser Guide jeweils einen Geldbetrag in die Ortskasse und von uns gibt es immer noch eine kleine zusätzliche Spende dazu. Das Geld wird dann hauptsächlich für die medizinische Versorgung der Dorfbewohner verwendet. Eines der Häuser besteht aus nur einem Raum, hier wird gekocht, gegessen und in einer Art Nische geschlafen. Auf der einen Seite alle Männer, auf der anderen die Frauen. Einmal bekommen wir Besucher einen Nebenraum mit drei Betten zugewiesen in denen normalerweise die Familie schläft. Im letzten Haus, mit Obergeschoss, schlafen alle oben, wir auf dem Boden vor dem Familienschlafraum. Die Nachtruhe ist nicht immer gewährt, mal schreit ein Baby, mal sitzen ein paar Männer noch stundenlang am Feuer oder es rappelt eine Ratte über das Blechdach. Mit Sicherheit jedoch wird man mindestens zweimal die Nacht vom Konzert einer Legion übereifriger Hähne geweckt. Außerdem wird zwischen vier und fünf Uhr morgens das Holzfeuer entfacht und der riesige Topf mit Reis, der für den ganzen Tag reichen muss, zum Dämpfen aufgesetzt. 

Das alltägliche Essen der Akha besteht sicherlich aus Reis und Gemüse und vielleicht noch ein paar eingelegten Früchten aus dem Wald. Fleisch gibt es wohl nur, wenn einer der Männer erfolgreich von der Jagd heimkommt. Einer der Dorfvorsteher bringt eines abends ein erlegtes Wildhuhn heim. Da schmort das Haushuhn, extra für die Besucher geschlachtet, allerdings schon im Topf. Die mit am Tisch sitzenden Akha-Männer greifen beim Fleisch auch  gut zu und sind sichtlich froh, dass wir die Leckerbissen wie Kopf und Beine nicht anrühren. Die Schweine und Büffel, die man überall sieht, sind zum Verkauf bestimmt und die einzige Einnahmequelle dieser Menschen. Über das tägliche Gemüse haben wir ein wenig gerätselt. Es sieht nämlich aus wie unser heimischer Raps und letztlich ist es wohl auch Raps. Einmal wird er angebraten und gedünstet serviert und daneben auch sauer eingelegt. Ferner gibt es eine Art Rettich und Gurken sowie eingelegte Baumfrüchte die uns gänzlich unbekannt sind. Das Essen ist immer wohlschmeckend und nie stark gewürzt. 

Vor dem Essen, egal ob Frühstück, Mittag- oder Abendessen schenkt der Hausherr jedem den selbstgebrannten Hausschnaps mit dem schönen Namen Lao Lao ein. Und weil er so gut schmeckt, wird das Gläschen immer wieder nachgefüllt. Nur im letzten Haus verzichtet der Gastgeber auf den Frühstücksschnaps und keiner ist ihm böse.

Nach dem Trek ist erst einmal große Wäsche angesagt. Sowohl wir selber als auch unsere Kleidung, vor allem die Schuhe, haben es nötig. In Muang Khoua, einem kleinen Dorf am Fluß Nam Ou, haben wir Gelegenheit dazu.

Am 7. Februar fahren Erwin und Benjamin per Boot nach Luang Prabang. Da ich die Fahrt auf meiner letzten Reise schon gemacht habe, werde ich mit dem Bus über Oudomxai nach Luang Prabang fahren. In Oudomxai bekomme ich hautnah mit, dass gerade die buddhistischen Neujahrsfeierlichkeiten im Gange sind. Gegenüber von meinem Guesthous steht der Prachtbau eines hier ansäßigen chinesischen Geschäftsmannes. Schon am Nachmittag wird der Hof festlich dekoriert, Pickups mit riesigen Blumengebinden fahren vor und von einem Kleinlaster wird ein großer Spieß mit einem gegrillten "ich weiß nicht was" angeliefert. Abends ist die Straße mit dicken SUVs zugeparkt, laute Livemusik erschallt und zum krönenden Abschluß gibt es ein Feuerwerk. Und das ist heute angeblich der dritte Partyabend in Folge. Auch Luang Prabang ist voll mit chinesischen Touristen, die Zimmersuche wird zum Glücksspiel und die Preise sind deutlich höher als vor vierzehn Tagen.

Da hilft nur die Flucht und Nong Khiaw, ein kleiner Ort im Osten, ist mein Ziel. Dort lässt es sich schön Wandern, Fahrrad fahren und in Gerhard aus Berlin finde ich auch noch einen netten Gesprächspartner.

 

Nächste Station ist Phonsavan, bekannt durch die in der Nähe liegende "Ebene der Tonkrüge". Auch hier geht es recht ruhig zu und es herrscht kein Touristenrummel. Zwei Tage bin ich mit einem Moped unterwegs um die Umgebung von Phonsavan und die Felder mit den Krügen, die nicht aus Ton sondern aus Granit sind, zu besichtigen. Auf einem der Felder ist gerade ein Team aus Polen mit Forschungsarbeiten beschäftigt. Das Alter der Krüge wird mit 1500 bis 2000 Jahren angegeben, aber über Sinn und Zweck streiten sich die Wissenschaftler noch. Waren es nun Behäter für Bestattungen oder eher Vorratsgefäße für Reis oder gar Lao Lao?? Beim Gang über die Felder trifft man immer wieder auf tiefe Bombentrichter, Zeugnisse des verheerenden Bombardements durch die Amerikaner während des Vietnamkrieges. Die US Streitkräfte wollten so die Nachschubwege der Roten Khmer durch das am Krieg unbeteiligte Laos unterbinden. 

Zwei Organisationen, von denen sich eine (UXO) um die Räumung von Blindgängern kümmert und die andere (MAG) um die Opfer der immer noch hochexplosiven "Bombies" , haben Sitz und Ausstellungsräume in Phonsavan. Dazu ein paar Fakten:

580 000 Bombenangriffe wurden gegen Laos zwischen 1964 und 1973 geflogen ( das entspricht einem Bombenangriff alle acht Minuten, 24 Stunden am Tag, neun Jahre lang )

2 Millionen Tonnen Bomben wurden in dieser Zeit über Laos abgeworfen

30 % davon ist nicht explodiert

50 000 Menschen wurden zwischen 1964 und 1973 durch Blindgänger verletzt oder getötet, 

50 % davon waren Kinder

300 Todesopfer gibt es immer noch im Durchschnitt jährlich durch die Blindgänger

Von Phonsavan geht es dann wieder weiter über Muang Pakxan nach Vientiane. Abgesehen von den zum Teil prächtigen Verwaltungs-und Regierungsgebäuden, den vielen Banken und großen Hotels weist nicht allzuviel darauf hin, dass man sich in der Hauptstadt befindet. Straßennamen, die Namen von Hotels und Restaurants erinnern an die französische Vergangenheit und gelegentlich, wie zum Beispiel im Cafe "Chez Joseph" ist der Besitzer auch geborener Franzose. Bis auf den alten königlichen Tempel, den abendlichen Markt am Mekongufer und "Patuxai",den nachgeahmten "Arc de Triomphe" gibt es in der Stadt nicht viel zu sehen dafür aber umso besser gut und abwechslungsreich zu Essen. 


Hier beschließe ich, ein paar Tage eher als geplant nach Nepal zurückzukehren. Ich buche also per Internet Flüge für den 24. Februar von Vientiane nach Bangkok und von dort über Kuala Lumpur nach Kathmandu. Nachdem ich meine Zeitpläne immer wieder geändert habe, schaue ich doch mal auf mein Laos-Visum, ob ich mit dem 30-Tage-Visum auch noch im Limit liege. Am 24. Januar bin ich eingereist, am 24 Februar verlasse ich das Land. Ups, das wird eng, und beim genauen Nachzählen komme ich auf 32 Tage. Was bedeutet das für mich? Die Info-Seite des Auswärtigen Amtes gibt mir diese Auskunft: "Aufenthaltsgenehmigungen (Visa) für Laos sollten rechtzeitig verlängert werden. Wird ein Visum überzogen, so muss mit Geldstrafen (10,- US$ pro Tag „overstay“) und ggf. Verhaftung und/oder Abschiebung gerechnet werden." Naja, wegen zwei Tagen werden sie mich schon nicht verhaften und ausweisen brauchen sie mich nicht, ich geh ja eh. Aber die 20$ richte ich auf jeden Fall schon mal her. Ich hoffe nur, dass die Angelegenheit schnell zu erledigen ist, denn meine Flüge will ich nicht verpassen. Der Flug geht um sieben, also heißt es um 4 Uhr aufstehen und extra früh am Flughafen sein. Dort läuft die Sache dann folgendermaßen ab: Der Passbeamte bei der Ausreise sagt zunächst nichts aber dann schiebt er doch den Pass seinem Kollegen rüber. Ich müsse pro Tag 10$ bezahlen, stellen sie fest. Auf meine Frage, wo ich denn das Geld einzahlen könnte, kommt eine unklare Antwort bezüglich eines Büros. Ob ich denn auch bei ihm bezahlen könne, will ich dann wissen. Die Gegenfrage lautet: Brauchst du eine Quittung? Aha, alles klar. Nein, ich brauche keine, sage ich ihm und schiebe den 20 Dollarschein über den Tresen. Er schaut zufrieden und ich bin glücklich dass alles so schnell geregelt ist. Weil ich gerade bei dem Thema bin, möchte ich noch ein paar kleine "Aufreger" erzählen.

Busfahrten sind in den asiatischen Länder immer ein besonderes Erlebnis. Abgesehen davon, dass sich bei jeder Fahrt mindestens ein Passagier übergibt, und ich mich jedesmal wundere dass es die Einheimischen sind, die das Busfahren nicht vertragen, ist der Fahrstil der Busfahrer das Aufregende. Sie scheinen eine besondere Erlaubnis zu haben, überall schneller fahren zu dürfen als die anderen und auch jederzeit überholen zu dürfen. Der flotte Fahrstil ist ja mit den wenig befahrenen Straßen zu erklären, wobei die vielen Schlaglöcher dagegen sprechen. Bevorzugte Fahrbahn ist denn auch die Straßenmitte, die Seiten gehören den Mopeds, Fußgängern, Kühen, Hunden und Hühnern. Das unvermeidliche passiert dann auf der Strecke Luang Prabang nach Oudomxai. Ein Pkw mit Touristen aus China wird von unserem Kleinbus seitlich gerammt, weil wohl beide in der unübersichtlichen Kurve zu weit in der Mitte waren. Zum Glück wird niemand verletzt, nur Glas und Plastikteile liegen auf der Fahrbahn. Der Busfahrer ist von seiner Unschuld überzeugt und lässt sein Fahrzeug stur in der Kurve stehen. Das größte Problem ist aber, dass sich die Chinesen, die auch sehr gut englisch sprechen, mit dem laotischen Busfahrer nicht verständigen können. Nach zwei Stunden schafft es die herbeigerufene Versicherungsfrau des Busfahrers die Situation zu klären und die Fahrt geht weiter.

Noch eine kleine Story. Ich habe mir öfters mal ein Moped ausgeliehen um ein wenig aufs Land hinaus zu kommen. Beim Verleiher muss dann immer der Pass als Pfand hinterlegt werden. So auch in Phonsavan am Tag vor meinem Flug nach Bangkok. Doch als ich abends das Fahrzeug zurückbringe, stellt der gute Mann fest: Hier ist kein Pass von dir!! Er wühlt in seinem nicht gerade ordentlichen Büro nochmals alles durch. Kein Pass. Womöglich ist er offen rumgelegen und jemand hat ihn mitgehen lassen? Ich male mir schon aus: Polizei, Konsulat, Flüge absagen usw und ich fange auch an sein Büro zu durchsuchen und eine Angestellte macht auch mit. Der Chef hängt derweil am Telefon und befragt wohl sein Personal. Nach einer Stunde kommt er dann schließlich ganz cool aus einem Zimmer: "Is this your passport?" und mir fällt wieder ein Stein vom Herzen.

Bisher hatte ich ja immer das Glück auf meiner Seite und ich hoffe sehr, dass es mir bis zum Ende der Reise treu bleibt.