BURMA

"Und dann erhob sich ein goldenes Wunder am Horizont, ein leuchtendes, glänzendes Wunder, das in der Sonne erstrahlte. Es hatte weder die Halbkugelform moslemischer noch die Turmform hinduistischer Tempelbauten. Es stand auf einem grünen Hügel. 'Da ist die alte Shway Dagon', sagte mein Gefährte, 'dies ist Burma – und es wird wie kein anderes Land sein, das du kennst'."

Rudyard Kipling schrieb diese Zeilen 1889 in seinen "Letters from the East".

 

Die alte Shway Dagon steht immer noch auf dem Hügel, ist aber inzwischen eingeschlossen von Straßen und Häusern der größten Stadt Myanmars, von Yangon und heißt jetzt Shwedagon Pagoda. Diese Pagode ist aber nur eine von vielen tausenden in diesem besonderen Land, die wie aus der Streudose über die Landschaft verteilt sind. 

Kein Land in Asien bietet eine solche Fülle an buddhistischen Tempeln und Klöstern, an Pagoden und Stupas, an architektonischen Weltwundern und märchenhaften Landschaften. Auch die sprichwörtliche Freundlichkeit und Aufgeschlossenheit der Burmesen trägt zum besonderen Charakter dieses Landes bei. Wohl in keinem anderen Land hatte ich so viele wenn auch kurze Kontake zu Menschen, so viele Bitten um ein gemeinsames Foto und so viele Lächeln geschenkt bekommen wie hier. Wird man an einem Souvenirladen angesprochen, so endet das Verkaufsgepräch oft in einer lustigen Unterhaltung. Englisch ist hier nicht unbedingt weit verbreitet und daher werden die Gespräche dann oft zur allgemeinen Erheiterung mit Händen und Füßen weitergeführt. Bitten um ein Foto werden fast nie abgelehnt, ganz im Gegenteil, man stellt sich gerne und mit einem einem Lächeln in Positur oder es heißt scherzhaft "one foto, one buy", aber man darf dann auch ohne zu kaufen eine Aufnahme machen. In Bagan hat mir ein Mann nach einer kurzen Unterhaltung sein Fahrrad angeboten um zu den Sehenswürdigkeiten zu fahren und auch die Frage, "can I help" kommt oft ganz unerwartet, wenn man mal etwas ratlos an einer Straßenecke  steht.

 

Jetzt aber der Reihe nach: 

Am 18. Dezember komme ich in Yangon, der Hauptstadt Myanmars an. Schon bei der Taxifahrt zu meiner im Voraus gebuchten Unterkunft fällt mir der Unterschied zu Bangkok angenehm auf. Die Stadt ist deutlich kleiner, es herrscht weniger Verkehr und es ist nicht so drückend schwül. Die stets freundlichen und lächelnden Menschen, von denen jeder Reisende so schwärmt, sind mir bislang verborgen geblieben. Die Taxifahrer geraten sich in die Haare als es darum geht, wer mich in die Stadt fahren darf. Auch der Anblick meines Hotels gibt mir einen Dämpfer. Das Erdgeschoß, eine riesige offene Säulenhalle ist Autowaschplatz, Parkplatz und Werkstatt in einem. Mit dem Lift geht es dann in den vierten Stock, wo mich eine gepflegte Rezeption mit lauter freundlichen, jungen Leuten erwartet. Es gibt sie also doch, die stets freundlichen und hilfsbereiten Burmesen. Auch das Zimmer ist groß und sauber, allerdings ohne Fenster. Zunächst bin ich enttäuscht, aber als ich mich kurz darauf auf der anschließenden Dachterrasse umsehe, bin ich über das fehlende Fenster ganz glücklich. Direkt hinter dem Hotel liegen ein großer Frachthafen und die Zufahrt für den Schwerlastverkehr mit viel Lärm.

Aber Yangon hat natürlich mehr zu bieten als nur Hotel und Frachthafen. An erster Stelle auf meiner Liste steht die Besichtigung der Shwedagon Pagoda ( Pagoda werden hier die Tempel genannt) Schon der Eingang mit den zwei riesigen Löwenstatuen ist beeindruckend. Über eine breite, lange Treppe, beidseitig gesäumt von Verkaufsständen, gelangt man in den Innenhof der Anlage. In der nahezu 100 m hohen Cheti werden Reliquien von vier Buddhas verehrt. Hier sieht man aber nicht nur betende Gläubige, viele Menschen bringen auch ihr Essen mit um dann gemeinsam mit Angehörigen oder Freunden unter einem Pagodendach zu sitzen und zu genießen. Alles erinnert etwas an einen schönen, gemütlichen Sonntagsausflug in einer ganz entspannten Atmosphäre. Weitere Besichtigungspunkte sind dann noch die Sule Pagoda und die vielen lokalen Märkte.

Drei Tage im Stadtbetrieb reichen mir aber schon wieder und ich buche eine Busfahrt nach Kyaikto, genauer nach Kin Pun Sakhan, von wo aus ich den berühmten goldenen Felsen besuchen will.

Von Kin Pun Sakhan fahren laufend Kleinlastwagen, die Sitzgelegenheit für rund fünfzig Personen bieten, auf den Berg. Aber ich denke mir, wenn schon Heiligtum, dann auch pilgern. Also mache ich mich am nächsten Morgen um acht Uhr auf den Weg und hoffe, zwischen elf und zwölf oben zu sein. Noch ist es nicht zu heiß und dank meines Nepal-Trainings bin ich zügig unterwegs. Als ich drei junge Leute passiere, die gerade eine Rast machen, verkündet einer von ihnen an mich gerichtet: "Let's walk together". Wie könnte ich so eine freundlich Bitte auch ausschlagen, also setzen wir unseren Weg gemeinsam fort. Der junge Mann entpuppt sich als Ingenieur, der in der freien Wirtschaft keinen Job gefunden hat und daher an der UnI unterrichtet. Die beiden anderen sind Studenten. Um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern, lernt er Englisch im Heimstudium, aber es fehlt ihm die Möglichkeit der praktischen Anwendung. Jetzt ist er überglücklich den ersten Ausländer gefunden zu haben, mit dem er englisch sprechen kann. In seiner Begeisterung zaubert er auch noch einen traditionellen Mon-Longyi ( Wickelrock) aus seinem Rucksack, den er mir schenkt. Vor lauter Reden, Fotografieren und Pausen einlegen, denn er und seine Studenten seien es nicht gewohnt auf Berge zu gehen, wie mir immer wieder versichert wird, erreichen wir den Gipfen gegen halb zwei.

Die Ruhe die wir beim Aufstieg genießen ist vorbei, als wir die Haltestelle der Kleinlaster erreichen. Unzählige Besucher bevölkern den von Verkaufs- und Imbissständen gesäumten Weg. Es herrscht in regen Kommen und Gehen, denn viele Besucher die hier oben übernachtet haben, sind wieder auf dem Heimweg. Auch Aung Thu Lynn wird mit seiner Studentengruppe auf dem großen Platz übernachten. Die Bergkuppe liegt etwas höher als der Goldene Felsen, ist komplett mit Fliesen ausgelegt und bietet nach Süden freien Blick auf die Landschaft während der nördliche Teil von Gebäuden gesäumt ist. Aung Thu Lynn und seine Gruppe machen ziemlich erschöpft unter ihrem reservierten Pavillon zunächst mal Pause und ich starte zu einem Rundgang. 

Im Augenblick bin ich vor allem hungrig, also steuere ich zuerst einmal die hinter der Kuppe in einer Senke liegende Ansammlung von Souvenirläden, Verkaufsständen und Restaurants an. Lokale die Pizza und Spaghetti anbieten, versuche ich in der Regel zu meiden, statt dessen schaue ich lieber auf die Gäste. Sind es hauptsächlich Einheimische, dann bin ich richtig. Auch hier lande ich auf diese Art in einem Lokal und nach ein paar Brocken Englisch und viel zeigen und deuten, dass ich auf Hühnchen und ähnliches gerne verzichte, bekomme ich eine dicke vegetarische Nudelsuppe mit extra viel Grünzeug.

Nun steht der Besichtigung des berühmten "Goldenen Felsen" nichts mehr im Weg. Von weitem habe ich den glänzenden Felsbrocken ja schon gesehen, doch jetzt aus der Nähe mit all den Menschen hat er schon eine besondere Wirkung. 

"Seit 1000 Jahren, so erzählt es die Legende, hält ein einziges Haar Buddhas den Goldenen Felsen im Gleichgewicht. Mon-König Tissa, Sohn eines Magiers und einer mythischen Prinzessin, soll dieses Haar im 11. Jahrhundert von einem Eremiten erhalten haben. Der hatte ihm eines Tages offenbart, dass er etwas Wunderwirkendes in seinem aufgebundenen Haarknoten trage. Wenn es dem König gelänge, einen Felsen in der Form seines Kopfes zu finden, gehörte die Reliquie ihm.

Tissa suchte überall im ganzen Land, bis er schließlich in den Ozean hinabtauchte und auf dem Meeresgrund einen Felsen in dieser Form entdeckte. Mit der magischen Hilfe des Gottes Indra schaffte er den Fels auf einem Schiff hinauf bis zum Gipfel des Kyaikhtiyo-Berges, wo das Schiff versteinerte." (Die Welt, 02.10.2011)

Das ist die Sage über den Felsen und ich denke, die Fotos vermitteln ein wenig von dem Eindruck, den er macht. Ich entschließe mich, am 24. schon vor Sonnenaufgang nochmals herzukommen, diesmal natürlich mit dem Truck um 5 Uhr morgens und der Sonnenaufgang dort oben ist traumhaft.

Am 25. Dezember geht die Reise mit dem Nachtbus zum Inle See weiter. Morgens um drei ist die Fahrt zu Ende und ich sitze mit Sack und Pack irgendwo rund 15  Kilometer von Nyaung Shwe, meinem Zielort entfernt, an der Landstraße. Haltestellen oder Bahnhöfe der Überlandbusse liegen in Asien oft weit außerhalb. Zum Glück gibt es auf der anderen Straßenseite eine Bude die wohl die ganze Nacht geöffnet hat. Ich lasse die nach Kundschaft suchenden Taxifahrer stehen und setze mich zu den wenigen Gasten im Lokal um Tee und Kaffee zu trinken und den Morgen abzuwarten. Ich habe kein Hotel vorgebucht und um diese Zeit kann ich schlecht irgendwo aufkreuzen. Später gesellt sich noch Emma, eine junge Engländerin zu mir und als sich gegen halb sechs das Dunkel lichtet und dafür das Lokal sich füllt, heuern wir ein Tuktuk an. Der Morgen ist empfindlich kühl und auf der offenen Ladefläche hole ich mir ziemlich kalte Füße mit meinen Flipflops. Dafür entschädigt uns aber ein wunderschöner Sonnenaufgang über dem nebelverhangenen See.
Das Hotel in dem Emma ein Zimmer gebucht hat ist leider voll belegt, also mache ich mich mit dem Tuktukfahrer auf die Suche nach einer Alternative. Nach einer kurzen Fahrt in einen Außenbezirk hält das Tuktuk vor einem schönen Neubau und ich werde von der Besitzerin freundlichst empfangen obwohl es noch nicht mal sieben ist. Es ist ein neu eröffnetes Haus, preiswert, alles pikobello sauber und gepflegt und das Personal ist absolut zuvorkommend, freundlich und hilfsbereit. Falls zufälligerweise mal jemand in diese schöne Ecke der Welt reisen sollte, unbedingt im Blissful Inn absteigen.
Der Inle See erstreckt sich über 20 Kilometer Länge bei nur 5 Kilometern Breite und ist im Schnitt kaum mehr als eineinhalb Meter tief und zudem mit Wasserpflanzen ziemlich zugewuchert. Unter diesen Bedingungen haben die Fischer hier eine einzigartige Rudertechnik entwickelt. Ihren Longyi raffen sie über dem Knie zusammen, stehen mit einem Bein auf dem Heck ihres Langbootes und schlingen das andere Bein um das Paddel. Damit können sie das Boot vorwärts bewegen und haben gleichzeitig beide Hände frei um Reuse oder Netz auszuwerfen. Vermutlich hat der eine oder andere schon Bilder diese Fischer gesehen, die ihr Können auch gerne vor den vorbeifahrenden Touristenbooten demonstrieren. 
Eine weiter Besonderheit sind die schwimmenden Gärten auf denen die Intha, die "Leute vom See" ihr Gemüse und Blumen anbauen. Dichte Wasserpflanzenbestände werden so lange mit Schlamm bedeckt, bis man darauf Gemüse anpflanzen kann. So sind im Laufe der Jahre lange Beete entstanden die von Kanälen durchzogen sind und darauf wachsen Tomaten, Blumenkohl, Auberginen und vieles mehr. Ernte und Pflege erfolgen vom Boot aus. Am See entlang gibt es viele Sehenswürdigkeiten, die aber nur per Boot zu erreichen sind. Alte und neuere Tempel können besichtigt werden und Handwerksbetriebe wie Silberschmiede, Weber und Holzschnitzer bieten ihre Produkte in den unzähligen Verkaufsständen an. Überhaupt spielt sich in dieser Gegend das Leben oft am Wasser ab. In Nyaung Shwe stehen am Ortsrand viele der Häuser an Kanälen und hier wird die Wäsche gewaschen, Körperpflege betrieben, die Kinder können baden und hier wird auch geangelt. 

Am 31. Dezember verlasse ich Nyaung Shwe, nach herzlicher Verabschiedung durch Personal und Besitzerin, mit dem Nachtbus Richtung Bagan. In einem Bus habe ich die Sylvesternacht noch nie verbracht, aber es gibt ja für alles bekanntlich ein erstes Mal. Warm eingepackt in Winterjacke und mit warmen Socken versehen geht es um 8 Uhr los.  Bei den herrschenden Außentemperaturen von gut 20 Grad scheint das etwas seltsam zu sein, aber die Reisebusse hierzulande werden immer unglaublich gut heruntergekühlt. Irgendwann hält der Bus unvermittelt auf freier Strecke und wie ich auf die Uhr schaue denke ich: das ist ja nett, jetzt ist es gerade Mitternacht, und schon knallt und blitzt es neben dem Bus im Straßengraben. Die paar Männer sind nicht zum Austreten ausgestiegen, sondern um mit einigen Knallern das neue Jahr zu begrüßen. Fünf Minuten später geht die Fahrt wieder weiter. 

Diesmal habe ich aber ein Zimmer gebucht und fahre mit einem Taxi gleich zum Hotel, wo ich den Portier aus dem Schlaf holen muss. Er erklärt mir dass das Hotel ausgebucht sei und ich gerade noch das letzte Zimmer reserviert hätte. Und es entpuppt sich wirklich als das "letzte" Zimmer zum stolzen Preis von 30$. Der Raum hat gerade Platz für ein Bett, im Bad steht das Wasser weil eine Leitung tropft und in der Luft hängt intensiver Putzmittelgeruch und ich frage mich, welch anderer Duft damit wohl verschleiert werden soll. Ich denke mit Wehmut an das "Blissful Inn" und bin froh, nur eine Nacht vorgebucht zu haben. Den nächsten Vormittag verbringe ich damit Hotels abzuklappern um überall die gleiche Auskunft zu erhalten: "Sorry, fully booked". Es sind Schulferien und Bagan ist bei den Einheimischen ein beliebtes Reiseziel. Aber letzlich gelingt es mir doch noch ein sauberes und großes Zimmer für drei Nächte zu ergattern. Und der Preis ist niedriger.

Bagan ist das weltweit größte Areal mit Tempeln, Stupas und Ruinen, von denen viele aus dem 11. und 12. Jahrhundert stammen. Das Gebiet liegt in einer Biegung des Irrawaddy und die verkehrstechnisch günstige Lage hat die Entwicklung zur damaligen Zeit positiv beeinflusst. Mehr als 2200 Tempel und Stupas stehen heute noch auf dem rund 36 Quadratkilometer großen Gelände. Die Stupas sind kegelförmige Bauwerke ohne Innenraum, die als Reliquienschreine dienen. Die Tempel haben zumeist vier Eingänge und große Innenräume. 

Auf Grund der größe des Gelände entschließe ich mich mit einem Fahrrad die Besichtigung vorzunehmen, doch schnell merke ich, dass die Fortbewegung auf den sandigen Verbindungswegen mit meinem Vehikel äußerst Mühsam ist. An einem der kleineren Tempel sitzt ein junges Mädchen das sich anbietet mir zu zeigen, wie ich am besten auf den Tempel klettern kann um den Sonnenuntergang zu sehen. Als ich sie frage, was sie dafür verlangt, wehrt sie energisch ab: "no money", sie mache das umsonst. Zuerst geht es über ein enges Treppchen bis auf halbe Höhe und dann zeigt sie mir die Stellen, wo man auf der Außenseite am leichtesten noch einige Meter höher klettern kann. Als wir nach dem Sonnenuntergang unten sind, zieht sie flugs einpaar Sätze Ansichtskarten aus der Tasche um sie mir zum Kauf anzubieten. Sie müsse Geld verdienen um die Schulausbildung zu finanzieren. Ich bin nicht wiirklich überrascht, aus Reiseberichten kenne ich die Masche. Aber weil sie so nett ist und ihren Job so gut gemacht hat kaufe ich ihr natürlich ein Heftchen ab. Früh am nächsten Morgen ziehe ich nochmals los, diesmal allerdings ganz komfortabel auf einem geliehenen Elektroroller. Roller, Mopeds und Kleinkrafträder sind hier in Myanmar das Fortbewegungsmittel Nummer eins, und wenn man sieht, was hier alles darauf transportiert werden kann, dann weiß man, dass sie leicht einen viel teureren Kleinwagen ersetzen.

Die Busfahrt von Bagan nach Mandalay am 4. Januar dauert nur vier Stunden und läuft nach dem üblichen Muster ab. Der "Schaffner" kontrolliert die Passagierliste und dann geht es, gut gekühlt versteht sich, los. Auf halber Strecke wird ein Stop an einer Raststätte eingelegt, wo schon die Verkäuferinnen mit ihrem Imbissangebot auf dem Kopf auf die Fahrgäste warten. Nach 20 Minuten geht es weiter zu dem außerhalb liegenden Busbahnhof. Auch hier gönne ich mir zuerst einen schönen Schnellkaffee aus dem Tütchen, bevor ich mir in Ruhe ein Taxi suche. Ich lasse mich zu einer vorher im Internet ausgesuchten, aber nicht gebuchten Unterkunft namens "Golden Mandalay" fahren und bekomme für eine Nacht einen wunderbaren kleinen Bungalow zum gleichen Preis wie Tage zuvor die Besenkammer. Für die folgende Nacht,da ausgebucht, organisiert der Chef ein anderes Zimmer in der Nähe, liefert mich persönlich dort ab und lässt mich auch wieder abholen für zwei weitere Nächte.

Am zweiten Tag schließe ich mich Laura und Giorgio, einem Ehepaar aus Italien an. Zusammen mieten wir ein Taxi für eine Tagesrundfahrt das uns 10 Euro pro Nase kostet. Erste Station ist, wie könnte es auch anders sein, eine Pagode. Die Mahamuni-Pagode ist liegt im Stadtgebiet und ist neben der Shwedagon-Pagode in Yangon der wichtigste und am meisten besuchteste buddhistische Tempel des Landes. Ganz bekannt und sehr verehrt ist vor allem die goldene Buddhastatue, um die sich permanent Männer drängeln um Blattgoldplättchen an der Statue anzubringen. Inzwischen ist diese aufgetragene Goldschicht mehrere Zentimeter dick geworden und die Statue ist unten herum ziemlich unförmig geworden.

Dann geht die Fahrt einige Kilometer hinaus aufs Land. Mingun heißt der kleine Ort, der drei Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Die Ruine der unvollendeten Mingun-Pagode, das Haus mit der größten intakten Glocke der Welt und die weiße Hsinbyume-Pagode. Die Mingun-Pagode sollte 150 Meter hoch werden, doch bei etwa 70 Metern Höhe verstarb der Bauher und ein Erdbeben hat das unvollendete Werk zu einem riesigen Ziegelhaufen werden lassen.

Laura möchte unbedingt noch nach Sagain, dort stehen in einer Pagode 45 Buddhafiguren in einer langen Halle hinter Torbögen. Sie kennt es von einem Bild und will es einmal in Natura sehen. Wieder steigen wir eine lange Treppe empor bis zu einer marmorgefliesten Terrasse. Dort finden wir die in einem Bogen stehenden Eingänge und dahinter in einer langen Halle die Buddhas.
Unser letztes Ziel erreichen wir am späten Nachmittag. Es ist die U-Bein-Brücke die als älteste und längste Teakholz-Brücke der Welt gilt. Die 1,2 Kilometer lange Brücke wurde um 1850 unter dem damaligen Bürgermeister der Stadt, U-Bein, aus rund 1000 Teakholzstämmen gebaut und ist ein Fußgängerübergang, der den Taungthaman-See quert.
Die meisten Besucher kommen auf den Mandalay Hill um einen schönen Sonnenuntergang zu bewundern. Ich möchte aber den Sonnenaufgang dort sehen und so mache ich mich am nächsten Morgen um 5 Uhr mit meinem Mietfahrrad auf den Weg zu dem 650 m hohen Hügel. So ein burmesisches Mietfahrrad ist allerding kein Mountainbike und daher schiebe ich den Drahtesel auf einigen Passagen des Aufstiegs. Ich komme zwar etwas ins Schwitzen, denn der Weg ist länger als gedacht und ich will ja nicht zu spät oben sein. Auch hier heißt es zum Schluss noch Treppen steigen um auf die oberste Plattform der hier stehenden Sutaungpyei-Pagode (Wunscherfüllungspagode) zu gelangen. Ich schaffe es auch vor der Sonne oben zu sein und genieße als erster Besucher einen wunderbaren Sonnenaufgang über der Stadt und den dahinter liegenden Bergen. Die Pagode selbst, reich verziert mit Glasmosaik, leuchtet in aller Pracht in der aufgehenden Sonne. Die anschließende Abfahrt mit quietschenden Bremsen auf holpriger Straße und ein wunderbares Frühstück im "Golden Mandalay" runden den schönen Morgen ab.

Mandalay wird die letzte Station meiner kurzen Reise durch Myanmar sein, leider. Ursprünglich hatte ich in meiner Planung rund 5 Wochen für das Land vorgesehen, da ich aber nochmals nach Nepal zurückkehren will, musste ich in meiner Planung einiges ändern und ich bereue ein wenig, den Rückflug nach Bangkok schon vorgebucht zu haben. Vielleicht komme ich ja nochmals zurück??