Queenstown - Nordinsel

11. April

 

Wieder auf dem Campingplatz in Queenstown zurück heißt es erst mal Wäsche waschen, Zelt aufbauen, Einkaufen usw. Den ganzen Tag weht ein kalter Wind und gegen Abend zieht Regen auf.

Ich beschließe ganz kurzfristig ab dem nächsten Tag ein Auto zu mieten um an der Westküste nach St. Arnaud zu fahren. Den kleinen und sehr ruhigen Ort am Lake Rotoiti kenne ich von meinem letzten Aufenthalt in NZ. Aber damals war es dort regnerisch, vielleicht habe ich diesmal mehr Glück. Die erste Nacht verbringe ich am Lake Hawea. Da der nächste Morgen sonnig ist, unternehme ich eine Tagestour auf den Mt. Isthmus, von dem aus man angeblich einen schönen Blick sowohl auf den Lake Hawea als auch auf den Lake Wanaka haben soll. Unterwegs komme ich an großen Hirschgehegen vorbei und das Röhren der zur Zeit wohl brünstigen Hirsche begleitet mich fast bis zum Gipfel. Außer ein paar Schafen treffe ich hier oben niemanden an und so genieße ich die wirklich wunderbare Aussicht alleine mit Brotzeit und einem Vogel, der den Aufstieg wohl schneller geschafft hat.

Auf dem Weg Richtung Norden mache ich noch kurze Abstecher zu den beiden Gletschern Fox und Franz Josef, die wie alle Gletscher auch immer kleiner werden, und zum Lake Matheson.

Unterwegs regnet es immer wieder mal kurz und als ich am 15. in St. Arnaud eintreffe ist der Himmel grau, aber es ist trocken. Das Gästehaus mit kleinem Zeltplatz kenne ich, doch angesichts des grauen Himmels schlage ich diesmal nicht mein Zelt im Garten auf, sondern nehme ein Zimmer. Am Morgen sehe ich meine Befürchtung bestätigt. Dauerregen mit tiefhängenden Wolken. Absolut kein Wanderwetter und der Wetterbericht sieht nicht gut aus. Das Wetter bessert sich nicht und abgesehen von einer Halbtageswanderung am See entlang fallen auch diesmal meine Pläne ins Wasser.

Auch den Queen Charlotte Track kann ich mir abschminken, denn als ich in Picton ankomme, regnet es noch heftiger und dazu weht ein kalter Wind.

Da es im Norden wenigstens wärmer sein soll, setze ich meine Flucht in diese Richtung fort. Bei der Ankunft in Wellington auf der Nordinsel: kräftige Regenschauer, aber angenehmere Temperaturen. Tags darauf in Hastings: nur noch vereinzelte Schauer und zwischen 15 und 20 Grad. Obwohl die Prognosen nicht optimal sind fahre ich mit dem Bus weiter ins Landesinnere nach Taupo am gleichnamigen See ( er ist 80 qkm größer als der Bodensee). Wenn es irgendwie geht, möchte ich von hier aus die Alpine Tongariro-Überquerung machen. Im Informationszentrum sagt man mir allerdings, dass derzeit wegen des schlechten Wetters kein Fahrdienst zum Ausgangspunkt verkehrt. Auf der offiziellen Webseite erfahre ich dann zudem, dass eine Hälfte der Strecke bis 8. Mai gesperrt ist, warum auch immer. Es soll wohl nicht sein.

  Und was sagt der Wetterbericht? Zitat: "A severe weather warning for heavy rain is in force for the central North Island and also the upper South Island." In den Nachrichten erfahre ich dann auch von Überflutungen auf der Südinsel, während der Norden anscheinend besser davon gekommen ist. Gerade habe ich mich über das Wetter in Altusried informiert und festgestellt, dass es dort eher wärmer, wenn auch nicht trockener ist. ( 25. April )

      Heute ist übrigens ANZAC Day ( Abk. für: Australian and New Zealand Army Corps ) an dem in beiden Ländern der gefallenen Soldaten gedacht wird und der ein Feiertag ist. Der 25. April 1915 ist der Jahrestag der Landung dieser vereinigten Streitkräfte auf Gallipoli (Türkei). Im ersten Weltkrieg verloren über sechzehntausend neuseeländische Soldaten ihr Leben.

  Ich werde mich für die zehn Tage, die ich noch hier bin, an die Ostküste zurückziehen, denn dort ist die Wahrscheinlichkeit für Sonnenschein am größten.

Am 26.April komme ich per Bus bei Einbruch der Dunkelheit, das ist um 6 Uhr, in Tauranga an. Hier verbringe ich die meiste Zeit mit Spaziergängen an den vielen Buchten und mit Vorbereitungen für den Aufenthalt auf Rarotonga und die ersten Tage USA. 
Für die letzte Woche NZ miete ich mir dann nochmals ein kleines Auto, denn mit dem Bus komme ich wirklich nicht dahin wo ich will. Mit einem kleinen feuerwehrroten Toyota starte ich am 29. 5. Richtung Coromandel Halbinsel, bleibe aber schon in Te Aroa hängen, da ich hier die höchsten Wasserfälle der Nordinsel ansehen will. Ich erkundige mich im Besucherzentrum nach dem Weg und stelle fest, dass ich für heute zu spät dran bin. Aber ich könnte ja auf den Berg gleich hinter dem Dorf wandern, meint die Dame, das dauert nur zwei Stunden. Ich marschiere auch gleich los, schwitze und genieße die Aussicht. Beim Abstieg passiert dann genau das, was ich immer versucht habe zu vermeiden. Ich rutsche mit meinem rechten Fuß seitlich von einem Felsen ab, knalle mit voller Wucht auf Unterarm und Ellbogen und verspüre einen stechenden Schmerz in der rechten Schulter. Mein erster Gedanke: Sauber, Urlaub vorbei, aber wenigstens die andere Schulter. Im Weitergehen stelle ich fest dass alle Knochen heil geblieben sind, Gott sei Dank. Dass ich mich vorläufig nur mit der linken Hand am Kopf kratzen kann nehme ich in Kauf und im Übrigen ziehe ich in Zukunft lieber wieder einmal zuviel die Bergschuhe an. 
Die Wairere Wasserfälle mit 153 m Höhe kann man zwar von der Zufahrtsstraße aus sehen, doch die 400 m Aufstieg bis zur Kante lohnen sich. Die Aussicht ist phantastisch und der Wind peitscht jede Menge Wasser wieder hoch das eigentlich hinunterfallen sollte. 
Beim Blick in die weite Ebene wird mir plötzlich bewußt, dass vor einer Woche bei meiner Ankunft auf der Nordinsel alle Felder noch braun waren mit einem leichten grünlichen Schimmer und jetzt zeigt sich die Landschaft wieder in saftigem Grün. Der Regen war sicherlich bitter nötig.
Mein nächstes Ziel ist Whitianga und auf dem Weg dorthin mache ich auf Empfehlung meines Zeltnachbarn eine Wanderung von Hahei an der Küste entlang zur Cathedral Cove. Die Sonne scheint, es ist warm, der vom Wasser unterhöhlte Felsen ist ein wunderbarer Anblick und ich wage mich sogar bis zu den Knien ins Wasser.
Dafür beginnt es abends, kaum dass ich im Zelt liege, wieder zu regnen und auch der nächste Tag wird ein Mix aus Wolken, Regenschauern und ein paar Sonnenstrahlen. Die Fahrt um die Coromandel Halbinsel zeigt ein ganz anderes Gesicht dieser als so sonnig und gemütlich gepriesenen Ecke der Nordinsel. 

Ich steuere Auckland an, wo am 04. Mai mein Flieger zu den Cook Islands starten soll.

Sonne und Wärme warten auf mich!!!