Grand Canyon - Zion

Nach dem Aufenthalt im Yosemite habe ich meinen Plan, mit dem Fahrrad hier unterwegs zu sein, begraben. Eine ganze Reihe von Gründen haben mich zu dem Entschluss gebracht: die Entfernungen, die Unsicherheit mit dem Campingplatz wenn nicht reserviert ist, mein Knie und vor allem auch meine nachlassende Kondition. In Santa Cruz habe ich mich zum ersten Mal auf meiner Reise gewogen und wenn ich die Pounds richtig umgerechnet habe, dann habe ich acht Kilo abgenommen. Ich weiß, andere wären froh, aber wenn ich jetzt noch tagelang auf dem Rad sitze, bekomme ich ein Problem.
Am 21. Mai lande ich in Las Vegas und fahre mit einem Mietauto gleich Richtung Grand Canyon los. Am nächsten Vormittag bekomme ich auf dem Zeltplatz im Nationalpark für eine Nacht einen Platz. Den Nachmittag verbringe ich mit gemütlichen Spaziergängen am Canyonrand. Es ist etwas diesig, zum Fotografieren nicht so gut, aber die Ausmaße des Canyons scheinen gewaltig zu sein.

Der nächste Tag beginnt mit Zelt einpacken, was bei meinem Zelt maximal zehn Minuten dauert, dann fahre ich zum Wilderness Center um mich nach alternativen Zeltplätzen zu erkundigen. In den Nationalparks darf nur auf ausgewiesenen Plätzen gezeltet werden. In National Forests und BLM Land (Bureau of Land Management) darf unter Einhaltung gewisser Regeln überall gezeltet werden.
Die freundliche Dame zeigt mir auf der Karte zwei geeignete Plätze, die mit dem Auto über einige Meilen Schotterstraße zu erreichen sind. Einen davon werde ich dann abends ansteuern, zunächst will ich aber wenigstens ein Stück weit in den Canyon hinunterwandern. Der Weg führt steil bergab, wird aber im oberen Drittel auch von Mulikolonnen, beladen mit Touristen, benutzt, ich bin aber lieber auf meinen eigenen Beinen unterwegs. Nach rund acht Kilometern mache ich kehrt und steige den staubigen Pfad wieder hinauf. Leider macht mein Knie wieder Zicken, aber die Ausblicke, sowohl hinunter wie hinauf, sind es wert.
Als ich abend nach zwanzig Minuten Fahrt auf dem beschriebenen Platz eintreffe, kommt gerade ein junger Mann angefahren. Andreas, in Tübingen geboren aber jetzt in Kalifornien lebend, wird auch hier übernachten. Er will am nächsten Tag ganz in den Canyon hinunterwandern, ich werde wohl meinem Knie zu liebe nochmals ein paar Ruhetage, vermutlich in St. George, einlegen.

Am 28. Mai treffe ich ausgeruht im Zion National Park ein. Der Campingplatz ist anscheinend nicht so frequentiert, ich bekomme problemlos einen Platz für vier Nächte. Auch hier verkehren kostenlose Shuttlebusse bis ans Talende und zum Einkaufen und Duschen kann man einen Spaziergang in das Dorf vor dem Parkeingang machen.
Andreas hat mir empfohlen, auf jeden Fall die Flusswanderung in die "Narrows", die Flussengen, zu machen. Ich fahre also gleich mal mit dem Shuttle bis zum Talende und stehe zehn Minuten später an der Einstiegsstelle. Da ich meine Schuhe nicht nass machen will schaue ich mir die Sache erst mal barfuß an. Nach einem Kilometer weiß ich, das geht nur mit Schuhen.
  Am nächsten Tag will ich aber erst mal mein Knie austesten und dazu habe ich mir die Tour auf den "Observation Point" ausgesucht. Sechseinhalb Kilometer Aufstieg mit 700 m Höhengewinn und dann wieder runter sollten zeigen, ob die Ruhepause was gebracht hat. Der Weg allein ist schon die Anstrengung wert. Er windet sich um gewaltige Felsformationen, verengt sich zu engen Schluchten um dann wieder hinter dem Berg ganz weit zu werden. Am Ende steht man dann ganz oben auf der hintersten Felskante des Haupttales und hat einen wunderbaren Blick.
Die Nagelprobe beim Rückweg besteht mein Knie zufriedenstellend, wenn auch nicht ganz ohne zu meckern.

  Am nächsten Tag mache ich mit Schuhen den Weg in die Narrows und bin wieder mal begeistert. Es ist faszinierend, wie ein an sich kleines Flüsschen so eine Schneise in Fels schneiden kann. Der Virgin River ist nur 350 km lang, führt aber das ganze Jahr über Wasser und ist der Fluß mit dem stärksten Gefälle in Nordamerika. An wenigen Tagen im Jahr, zur Schneeschmelze oder bei Regen, kann die Wassermenge aber auf das Hundertfache ansteigen und dann schwemmt er auch tonnenweise Geröll und Sediment in den Lake Mead.

Manches ist ganz klein, gleich neben dem Weg zu finden und auch schön und bemerkenswert.