Bryce Canyon - Arches - Escalante

Da sich die Abläufe in den besuchten Nationalparks im Prinzip wiederholen - Zeltplatzsuche, Erkunden, Wandern - möchte ich ab hier meine Berichterstattung etwas umstellen. Zu den Parks werde ich natürlich immer einige Bilder zeigen.
Heute ist der 11. Juni und ich habe seit elf Tagen keine Dusche mehr gesehen, geschweige denn genossen. Im Bryce N. P. gab es noch die Möglichkeit in einem nahegelegenen Lodge für 2$ zu duschen. In den darauf folgenden Tagen übernachte ich entweder in der "Wildnis" ohne alles oder auf Campingplätzen mit Minimalausstattung (Plumpsklo). In Moab beispielsweise liegt der Zeltplatz zwar direkt am Colorado, aber die braunen Fluten verlocken nicht zum Baden und das Wasser muss ich im sechs Kilometer entfernten Visitor Center holen. Die schon in Australien praktizierte Flaschendusche kommt wieder zum Einsatz und die als Lebensmittelbehälter gekaufte Plastikkiste wird zum Waschbecken umfunktioniert.
Auf der Fahrt hierher nach Bluff, am nördlichen Rand des Monument Valley, komme ich an einem herrlich blau leuchtenden Stausee vorbei. Hurra, ich kann baden. Doch schon beim ersten Schritt ins Wasser versinke ich knöcheltief in schwarzem Schlamm, den ich kaum wieder abkriege. Wieder nix.
In Bluff angelangt steuere ich das erste Motel an und lasse mich vom Preie von 75$ nicht abschrecken. Ich bauche ein Zimmer mit Dusche, Klimaanlage und WiFi. Die letzten Tage waren mit 30 bis 35 Grad trotz eines heftig blasenden Windes ordentlich warm. Der Wind verfrachtet den allgegenwärtigen Sand überall hin. Meine Schlafmatte stelle ich deswegen tagsüber immer hochkant ins Zelt, damit ich abends nicht auf Sand liege.
Heute genieße ich Luxus pur!

Auf dem Campingplatz im Bryce Canyon N. P. finden sich Brigitte und Lukas aus der Schweiz als Platznachbarn ein. Als wir auf den Yosemite zu sprechen kommen erzählt Lukas, dass er den schon vor vielen Jahren besucht habe. Seine erste Reaktion sei gewesen: "Das ist ja wie daheim!" Tatsächlich sind Yosemite und Zion vom Erscheinungsbild hers so, wie wir es vom Allgäu oder auch von der Schweiz her kennen. Grüne Wiesen im Talgrund mit hohen Bäumen und dahinter erheben sich, wenigsten im Yosemite, die grauen Felswände. Deren Farbe wird im Zion N. P. allerdings schon ziemlich rostrot und es ist tatsächlich Eisenoxid, das dem Gestein die Farbe verleiht. Bryce Canyon ist in Wirklichkeit gar kein Canyon, hier ist das Coloradoplateu eingebrochen, weil tief darunter liegende Salzstöcke durch Wasser aufgelöst wurden. Das Coloradoplateau wurde gebildet durch Ablagerungen eines riesigen Sees und Geologen betimmen über zehn verschiedene Schichten die durch Erosion und das Einwirken von Wasser, Wind und Frost zutage treten und unterschiedliche Farben und Festigkeit haben. Hier im Bryce Canyon sind Abbruchkanten der Absenkung halbkreisförmig und mit unzähligen "Hoodoos" versehen. Hoodoos sind schlicht Felssäulen die durch den langsamen Zerfall die verschiedensten Formen angenommen haben. So hat man zum Beispiel einen Bereich "Queens Garden" benannt, weil darin "Queen Victoria" zu sehen ist und auch eine "Tower Bridge' gibt es neben unzähligen anderen Figuren. Für mich ist der Gesamteindruck dieser "Amphitheater" einfach faszinierend und so kann ich den Mann, der in das Tal schaut und leise fragt: " Wer hat das gemacht?" gut verstehen.

Die Antwort: Wasser, Wind, Hitze, Kälte, Erdbewegungen und Jahrmillionen wäre zu sachlich. 

Ähnlich verhält es sich mit Arches N. P., nur dass hier durch eine Besonderheit bei der Erosion die Bögen entstehen können. Insgesamt sollen im Nationalpark 2000 solcher Steinbögen zu finden sein. Der bekannteste dieser Felsbögen ist "Delicate Arch" den sicher jeder von Fotos kennt. Zu den Millionen von Bildern werde ich sicher noch etliche hinzufügen.
Die Zeit mit dem besten Licht sollte später Abend sein, also fahre ich rechtzeitig vom Zeltplatz los. Die dreißig Kilometer führen erst steil den Berg hoch in den Park, dann durch eine lange Senke und anschließend einige Kilometer weit in ein Tal hinunter. Und wieder einmal denke ich: Gott sei Dank bin ich nicht mit dem Fahrrad hier, denn jetzt heißt es noch eine Stunde bergauf marschieren. Oben auf der Erhebung biege ich um einen Felsnase und bin - wieder einmal - fasziniert von einem Anblick von dem ich so lange geträumt habe. Da steht der riesige Felsbogen im Sonnenlicht und im Hintergrund erheben sich die La Sal Berge mit Schnee auf den Gipfeln. Ein halbes Dutzend Besucher sitzt im Schatten eines Felsen und es herrscht eine andächtige Ruhe. So habe ich mir das vorgestellt. Ich mache ein paar Aufnahmen, setze mich und genieße.
Doch schon bald ist es aus mir der Ruhe. Die Idee, den Sonnenuntergang hier zu "genießen" haben wohl noch viele gehabt, ich war nur zu früh dran. Leute laufen über das Plateau, posieren unter dem Bogen, laute Rufe hallen hin und her und jedes Gipfelchen wird erobert um eine gute Sicht zu haben. Da sich auch noch die Sonne hinter einer Wolkenbank im Westen verzieht, verziehe ich mich auch. Um das Ganze mal aus einer anderen Perspektive zu sehen, schlage ich einen großen Bogen um den davorliegenden Talkessel um auf die gegenüberliegende Bergkante zu gelangen. Von hier kann ich das ameisenartige Gewimmel zwar noch sehen, aber nichts mehr hören. Manche Menschen können im passenden Moment einfach nicht still sein. Ähnliches habe ich mir neulich schon gedacht, als ich in aboluter Ruhe von "Queens Garden" Richtung Talrand gehe. Schon von weitem höre ich eine lautstarke Unterhaltung und schallendes Gelächter. Als die drei Herren dann näher kommen, muss ich die Sprache leider als schwäbisch identifizieren. Für die Umgebung scheinen sie kein Auge zu haben. Fremdschämen ist wieder mal angesagt.

Grand Staircase Escalante klingt nach etwas Besonderem und fällt auch etwas aus dem Rahmen. Es ist kein National Park sondern ein National Monument. Wo der Unterschied liegt weiß ich allerdings nicht, aber hier ist kein Eintritt fällig, hier gibt es aber auch so gut wie keine Infrastrktur.
Das Gebiet wurde so benannt, weil es nach Norden hin stufenartig ansteigt. Der Paria River hat diese "Große Treppe" allerdings durchschnitten. Der einzige Zugang ist die "Hole in the Rock Road" die 1880 von einer Gruppe Siedler angelegt wurde und heute noch im Wesentlichen die gleiche Streckenführung, und ich möchte fast sagen den gleichen Zustand, aufweist. Wenn es geregnet hat ist sie auch für Allradfahrzeuge unpassierbar und in trockenem Zustand ist sie staubig und wie ein Waschbrett.
Gleich am Anfang der Strecke soll es einen schönen "Slot Canyon" ( eine Klamm ) geben, den "Big Horn Slot". Nach etlichen Kilometern Holper- und Staubpiste muss ich aber feststellen, dass ich wohl schon zu weit gefahren bin und ein Hinweisschild war nie zu sehen. Also nochmals zurück bis zur Teerstraße, Tageskilometerzähler auf Null gestellt und bei Meile 2,7 sollte dann der Anfang des Trails sein. Hier finde ich auch ein ausgetrocknetes Flussbett und mache mich gleich auf den Weg. Ich folge einem schönen Trampelpfad, oft unter den Büschen durch und mit vielen Kuhfladen bestückt, aber immer schnurstracks dem Flußbett nach. Ich scheuche mal eine Eule auf, die in den inzwischen recht hohen Uferwänden nistet, aber das wars auch schon. Nach zwei Stunden stehe ich auf einer Hochebene und muss mir zerknirscht eingestehen, dass ich wohl einem Trampelpfad der Kühe gefolgt bin.
Enttäuscht setze ich die Fahrt auf dem Waschbrett fort und "Devils Garden" (ausgeschildert), eine Ansammlung verwunderlich geformter Felsen, entschädigt mich.
 

Nach dreißig gut durchgeschüttelten Kilometern finde ich auch die Abzweigung zum "Dry Fork", wo es gleich drei Slot Canyons geben soll. Da ich mir in Escalante ein "Wilderness Permit" besorgt habe, darf ich hier überall campen und ich nächtige mutterseelenallein oben am Talrand des Dry Fork.

Morgens um sieben mache ich mich auf den Weg in den großen Talkessel. Unterwegs störe ich eine Schlange beim morgendlichen Sonnenbad, die erste die ich hier in den USA sehe. 
Ich finde auch gleich die erste Schlucht und beim gemütlichen durchwandern genieße ich das Farbenspiel der Morgensonne auf den Felsen.


Als ich zurückkomme, stelle ich fest, dass doch noch ein paar Leute unterwegs sind, die gerade in den "Peek-A-Boo Slot" einsteigen, dessen Eingang erst erklettert werden muss und der viel spektakulärer sein soll als der "Brimston" den ich garade gesehen habe. Tatsächlich finden sich gleich zu Anfang herrlich geformte runde Torbögen mit runder Öffnung nach oben und insgesamt ist der Slot viel enger.

Am Ende der Klamm finde ich ein paar "cairns", das sind Steinhäufchen um einen Weg zu markieren, und ich folge ihnen in der Annahme in den Talkessel zurück zu kommen. Statt dessen führt mich der Weg zum Ende des nächsten Slot, das dann wohl der " Spooky Slot" sein muss. Der ist nun wirklich oft weniger als schulterbreit und als ich auf einen Haufen glatter Felsbrocken stoße, die mir den Weg versperren, will ich schon umkehren. Doch da entdecke ich eine Lücke zum Durchkriechen und Fußspuren auf der anderen Seite verraten mir, dass es weitergeht. Aber es wird noch enger und ich denke: wenn du jetzt auf dem Einnäher deines T-Shirts ein XL stehen hast, dann hast du ein Problem. Rucksack und Bauchtasche muss ich längst in der Hand tragen und als einmal Gegenverkehr kommt, heißt es umkehren bis eine breitere Stelle gefunden ist. Aber das passiert nur einmal. Am Ausgang treffe ich ein deutsches Paar das den Weg nicht schaffte, weil er nicht mehr weiterkam. Aber sein T-Shirt war nicht XL.